Büro des Kommandanten

Eigentlich hatte sie ja so keine Lust auf gar nichts. Nach dem wenig beneidenswerten Stelldichein mit der Generalkommandantin wollte sie eigentlich nur noch faul herumgammeln oder aber irgendwelchen Typen das Hirn zu Matsch prügeln. Doch eine nervtötende schwarzhaarige Dame, die im Zuge des Mitgliederverschleißes der zweiten Division irgendwie auf den Posten der Vize gekraxelt war, scheute keine Mühe, Kizen die ganze Zeit zu irgendwelchen … Sachen antreiben zu wollen. Tatsächlicher Arbeit und diesem Kram. Hatte sie nicht heute schon genug geschafft? Unzählige Hollows waren ihrer Euphorie zum Opfer gefallen, dass endlich mal wieder etwas Spannendes in der Soul Society geschah, und dann hatte man sie doch tatsächlich zum Schrubben verknackt, weil der Blödmann-Blondie unbedingt den Alk hatte verschütten müssen. War sie also nicht schon genug gestraft worden?
Leutnantin Abe sah das allerdings anders und bedauerlicherweise hatte Kizen niemand Geeigneten, den sie statt der jungen Frau hätte auf die Position setzen können – denn da lag überhaupt der Hase im Pfeffer… wo zum Teufel steckten die alle? Beniko stellte die Vermutung an, dass viele der Offiziere womöglich noch verletzt in den Baracken der 4. versorgt wurden, und gemessen an der Miene ihrer Kommandantin konnte man ihnen nur wünschen, dass sie hoffentlich auch schwer verletzt waren. Ein Knurren später hatte sich Madame Makaze also auf die Beine geschwungen, wider der Anweisung der Soutaichou den Haori um die Hüfte geknotet, und war in Richtung der Heilerdivision aufgebrochen.

Es klopfte. Wahrhaftig. Niemand, der Kizen kannte, hätte wohl solches von ihr vermutet, doch die anschließende Verlautbarung in leicht eingeschüchtertem Tonfall eines wohl noch ranglosen Shinigamis, dass dort jemand den Kommandanten sprechen wollte, ließ vermuten, dass diese Geste nicht von ihr stammte – das tat nämlich nur die folgende: Eine Tür, die ohne Umschweife aufschwang und den Winddämon der Gotei 13 preisgab. Dessen grimmige Miene flackerte aber für einen Moment zur dümmlichen Verdutztheit, als Kizen erkannte, wer dort denn der neue Boss der medizinischen Abteilung sein sollte.
»Stinker«, ploppte es aus ihrem Munde, da die kurze Begegnung in der Versammlungshalle noch nicht vergessen war, die anscheinend bleibenden Eindruck an ihr und vor allem ihren Klamotten hinterlassen hatte. Offenbar fand ihr meist außerhalb des Diensts auf Sparflamme fahrendes Hirn jetzt erst dazu, eins und eins zusammenzurechnen. »…Ich suche meine Leute.«, raunte sie und hatte damit wohl entschieden, noch nicht entschieden zu haben, was von jemandem wie ihm als Kommandant zu halten war. In erster Linie hegte sie nämlich keinerlei Vorurteile gegenüber der Heilerdivision, behandelte Kizen doch schließlich alle gleich – was in ihrem Fall allerdings gleich scheiße bedeutete, weswegen sich für die meisten Leute in ihrer Gegenwart auch schon nach weniger Zeit eröffnete, dass sie ihren unrühmlichen Titel nicht (nur) trug, weil man ihr nach dem Verzehr mexikanischer Küche auf einige Kilometer aus dem Weg gehen sollte.
Die möglicherweise noch anwesende Takara ignorierte sie dabei übrigens vollends, ebenso wie das kleine Häufchen Elend neben sich, das in Richtung des eigenen Kommandanten nur hilflos-entschuldigend die Schultern zuckte.  

»Ha, ha.«, sagte sie es eher, als dass sie es lachte und klang daher absolut unamüsiert, wobei es nicht wirkte, als nähme Kizen ihm den Kommentar per se krumm – als wäre die Blonde es unerklärlicherweise gewöhnt, dass man ihr mit wenig Höflichkeit auffuhr! Wie das wohl nur zustande kam?
»Wenn ich wie ein Schwein stinke, liegt das daran, dass du mich vorhin unbedingt anrempeln musstest.«, gab sie nur zurück, ohne die Miene dabei zu verziehen, und stellte dabei auch gleich ihr Talent zur Tatsachenverdrehung zur Schau, wenn diese mehr als nur ein paar Minuten zurücklagen. Takaras Freibrief lief indessen aus, da es Kizen nicht entging, wie ein Stück Fleisch begafft zu werden, dass sich gerade daran gemacht hatte, dem Verzehrer übel aufzustoßen – dies quittierte Madame Makaze mit einer scharf hochgezogenen Braue und einem ebenso ausgesprochenen:
»Was gibt’s da zu grinsen?«, da sich ihr eigenes Humorempfinden gerade irgendwo abseits jeglicher Wahrnehmung befand. »…und wenn dir kalt ist, solltest du dir was Wärmeres anziehen, Missy.«, grunzte das blonde Stück, indem es mit  flüchtiger Geste auf die prallen Öcken der Minze deutete, auf denen sich die beiden kleinen Knöpfe aufmerksamkeitsheischend anbiederten. Es war ja schön, wenn ihre Möpse derart straff waren, dass sie keinen BH tragen musste, um diese in Form zu bringen – dennoch gab es auch noch anderen Nutzen, den ein Büstenhalter vollführte, und das war Kizens Meinung nach, die zwei Krümel im Zaum zu halten, wenn man diese schon bei geringster körperlicher Erregung als Glasschneider einsetzen konnte.

Während Takara nun Zeit hatte, pikiert zu gucken oder einen Sturm der Entrüstung aufzufahren, dass ihre Nippel für Kizen nicht von Belangen waren, würde die Taichou ebendies mühelos übergehen, ein paar Schritte an Akitos Tisch heranwagen und sich mehr oder weniger gebührend vorstellen. »Kizen von der zweiten Division. Ich suche meine … Offiziere, um mich zu vergewissern, dass-« - man sah, sie hatte so ihre Probleme, adäquat auszudrücken, dass sie eigentlich nur hier war, um zu überprüfen, ob ihre Shinigami nicht nur faul irgendwelche Wehwehchen vortäuschten, um sich vor der Arbeit zu drücken, »…keiner von ihnen gerade am Verrecken ist.«
- und wenn doch, sollte er gefälligst eine gute Begründung für diesen Umstand parat haben.
Alles Weicheier.

An-was? Ach, ja, Anstand. In ihrem Fall wohl eher Zweckdienlichkeit, schließlich würde das Ganze in einer sehr seltsamen Variante von Jeopardy ausarten, wenn sie ihre Leute zu finden versuchte, ohne zu sagen, wer sie selbst war. ‚Leute. Mit Schwertern. Vermutlich blutig‘ – ‚Wer sind die Shinigami der zweiten Division?‘ … doch fürs Erste schaute es aus, als müsste sie hier gar nicht weitersuchen. Kizen musste dabei unweigerlich lächeln, was jedoch nicht wirklich auf ihrem Gesicht zu sehen war, da die ewig grimmigen Gesichtsmuskeln vom ewigen Mürrischsein vermutlich viel zu ungeübt in Sachen Heiterkeit waren – dafür passte die Miene jedoch umso besser zu dem, was Akito als nächstes ansprach, während im minzgrünen Hintergrund so ein nerviges Geräusch tönte. Sowas wie eine Meinung, die Kizen mal so gar nicht interessierte.
Dafür zog der Hefter die Aufmerksamkeit der Kommandantin auf sich und damit auch auf die blutigen Fotos, auf denen hie und da mal ein Arm oder ein Fuß zu erkennen war. Nicht leicht auseinanderzuhalten bei so viel Blut und losem Fleisch. Ein wenig wog sie den Kopf dabei schief, als erhöhte es die Chancen, die Körperteile nur anhand veränderter Perspektive zuordnen zu können.
»…das wird wohl das Beste sein«, stellte Blondie in den Raum, selbst wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie ihre Leute ohne Gesichter identifizieren sollte – aber vielleicht fanden sich irgendwelche erkennbaren blauen Flecke auf den Überresten, die Kizen bestimmten Folter Trainingseinheiten zuordnen konnte, durch die ihre Shinigami hatten gehen müssen in den letzten paar Tagen.
Irgendwie überkam sie zudem ein plötzlicher Appetit auf Geschnetzeltes.