Strand 3

Goldener Sand und ein aquamarinblaues Meer – dieser Strand ist wahrlich ein Stückchen Paradies auf Erden. Während auf der einen Seite die sanfte See den Strand begrenzt liegt gegenüber ein dichter, üppiger Palmenwald, wobei einzelne Exemplare dieser tropischen Pflanze auch am Strand selbst zu finden sind. Für das Festival wurde die gesamte Strandanlage für Besucher geschlossen, so dass sich die Shinigami hier relativ ungezwungen vergnügen können.

cf: Strand 2

Und dann Ruhe. Wohltuende, endlos scheinende Ruhe. Beansprucht von den Strapazen des Festes ließ Karasu sich in den weichen Sand fallen und warf dabei gleich die formelle Hülle weg, um sich zu entspannen.
Man konnte schier sehen, wie die Last und die Anstrengung von ihm abfiel.
Das Fest hatte Spass gemacht, ihn gefordert, doch dieser Moment, in dem er nur das Meer, die Sonne und den Wind spürte, war unvergleichlich. Langsam holte ihn der Alltag ein. Entscheidungen, die zu treffen waren, Vorhaben, die umgesetz werden mussten.
Erst kurz vor dem Strandfest hatte er Nachricht erhalten, dass Azunagi Kimura, sein Fukutaichou, bei einem spontanen Außeneinsatz umgekommen war. Dabei hatte er viele Mitglieder der dritten Division vor einer Schar Hollow beschützt. Dafür würde Karasu ihm ewig dankbar sein, doch gleichzeitig wusste der Kommandant nicht, ob er zu selbigem fähig gewesen wäre.
Die wichtigste Entscheidung, die zu treffen war, war also die der Nachfolge. Und er hatte eine bestimmte Person im Sinn. Seine dritte Offizierin, Shizuka. Die Richtige für den Job war sie definitiv, doch Karasu selbst würde seine Arbeit damit nicht erleichtern.
Shizuka gab ihm gern Kontra.
Lächelnd seufzte Karasu. Eine Herausforderung mehr, die er zu bewältigen hatte.
Und dann war da sein Vorhaben des Umbaus. Die Neu-Instandsetzung der Sereitei, um die Verteidigungskraft zu maximieren. Der Antrag und die Vorschläge waren soweit fertig, er musste sie nur noch der Generalkommandantin vorzeigen. Der Taichou war gespannt, was sie dazu sagen würde, aber selbst sie musste einsehen, dass die Technologie mehr zuließ, als aktuell der Fall war.
Der Schwarzhaarige betrachtete sein Zanpakuto, welches neben ihm im Sand lag.
Wir müssen unser Training noch abschließen, dachte er dann. Also hatte er drei Dinge auf seiner To-Do-List: Fukutaichou-Ernennung, Anträge einreichen und sein Training. Und nebenbei natürlich der ganze Papierkram.
"Das wird noch was.", murmelte Karasu.

cf: Kleiderladen

Shizuka lief am Strand entlang, barfuß ins Wasser hinein und mit den sich zurückziehenden Wellen wieder nach draußen, um das Gleiche anschließend von vorn zu beginnen. Die Freude an dieser Sache war ihr deutlich in's Gesicht geschrieben, denn sie grinste breit und ihre Augen leuchteten - wie eigentlich immer. Eine gefühlte halbe Stunde lang machte sie es, ohne inne zu halten, bis sie letztendlich komplett in's Wasser sprang. Es war angenehm warm und dennoch eine Erfrüschung, die sie dringend gebrauchen konnte. Immerhin hatte sie vergessen, sich auch noch einen Sonnenhut mitzunehmen. Und dabei hatte sie geglaubt, an alles gedacht zu haben ... Die Schwarzhaarige legte sich auf den Rücken und ließ sich vom Wasser hin und her treiben, bis ihr Blick an eine bestimmte Stelle im Sand, weit weg von ihr fiel. Da lag doch jemand ... Sie drehte sich blitzartig wieder auf den Bauch und stellte fest, dass sie an dieser Stelle, wo sie sich gerade befand, stehen konnte. Also richtete sie sich auf, legte ihre Hände wie ein Fernrohr an ihre Augen und starrte eine Weile schweigend an die Stelle, wo sie eine Person im Schatten vermutete.

Als sie die Person letztendlich erkannte, wurde ihr Grinsen noch breiter, wenn das überhaupt möglich war, und sie beeilte sich, zurück zum Strand zu kommen. In all der Hektik hätte sie beinahe ihre Flip Flops, die Tasche und ihr Zanpakuto vergessen, eilte dann aber nochmal zurück, um alle drei Gegenstände zu fassen. Danach lief sie, etwas ruhiger, in Richtung des Schattenflecks, warf ihre Sachen im hohen Bogen in die Richtung der Person, sodass sie wenige Meter hinter dieser landeten und dabei Sand aufwirbelten und streckte beide Arme zum Winken in die Höhe. "Huhuuu, Hono-Taichou!", rief sie und verkniff sich die eigentlich geplante Anrede mit dem '-chan' vorerst lieber. Die dritte Offizierin blieb einige Zentimeter von ihm entfernt stehen und kniete sich neben den im Sand liegenden Taichou, um ihn anzugrinsen. "Ich habe gehört, sie waren nicht wirklich erfolgreich, bei denn Wettbewerben?" Sicher war das etwas, worauf er nicht unbedingt angesprochen werden wollte, aber wer Shizuka kannte wusste, dass sie dazu neigte, Dinge im unpassendsten Zeitpunkt anzusprechen. Manchmal war das aber auch von Vorteil.

Ohne um Erlaubnis zu fragen - wie immer - ließ sie sich neben ihn in den Sand fallen und starrte an den Himmel. "Hach, ist das schön hier! So sonnig und warm und entspannend und das Meer ist so toll. Ich meine, diese Freizeit haben wir doch alle gebraucht, vor allem sie, Hono-Taichou. Dass die Espada aber auch plötzlich so aggressiv werden müssen, das ist ja nervig, ich meine warum denn gerade jetzt? Wie kommen sie darauf, uns gerade in diesen Zeiten das Leben schwer zu machen? Da kommt man sich ja vor wie in einem schlechten Kinofilm und ... - oh eine Möwe!" Eigentlich war es schwer, Shizuka wieder zum Schweigen zu bringen, wenn sie einmal begonnen hatte, zu reden, aber der Vogel, der über ihnen am Himmel kreiste, hatte es geschafft. Sie hatte nicht erwartet, einen solchen Vogel mal wieder zu sehen. Naja, eigentlich hatte sie ja auch nicht erwartet, mal wieder an einem Strand in der Menschenwelt liegen zu können.

Und dann schlug der Blitz in sein kurzweiliges Paradies ein. Nicht buchstäblich, aber so ähnlich.
In seinen Gedanken hallte das "Huhuuu, Hono-Taichou!" der Frauenstimme wider, und Karasu hob seinen Kopf.
"Kurohime-san.", sagte er mit einer monoton feststellenden Stimme. Wenn man vom Teufel spricht, heißt es doch immer. Oh, sie als Teufel zu bezeichen würde sie sicher amüsieren., dachte der Taichou.
Und dann schlug der nächste Blitz ein.
Streicht es euch im Kalender ein, Karasu war sprachlos:
"Ni..n... nicht erfolgreich? Was zur... also... ", verstummte er schließlich. Und sie fuhr fort zu reden. Blabla, Meer, blabla, Espada, blabla, schweres Leben, blabla Kinofilm, Möwe, hört die auch mal auf zu reden? Karasu ließ es über sich ergehen wie einen Wasserfall, und hörte immer nur auf die Schlagworte, bis es ihm schlussendlich reichte und er ihr einen Klaps auf den Hinterkopf versetzte.
"Hörst du auch mal auf zu reden, Kurohime-san?", fragte er ungläubig. "Oh man, ich muss wirklich nochmal darüber nachdenken dich...", endete er mitten im Satz, da er mehr mit sich selbst geredet hatte. Sein Blick fiel auf ihr Outfit und sofort sah er weg.
Planlos, weil ohne Ziel, ließ er sich nun in eine liegende Position hinunter.
"Hast du nichts für die Ruhe übrig?", fragte er dann grinsend, mit geschlossenen Augen. "Genieß es, ich werde dich nach dem Strandfest mit Arbeit zubomben, dass du keine Ruhe mehr haben wirst." Die Drohung war nur halb ernst gemeint, aber vielleicht würde es ja einen Effekt bewirken.

Shizuka musterte ihren Taichou eingehend. Er schien sich ja nicht gerade über ihre Anwesenheit zu freuen, zumindest wenn man seiner Stimme traute, die reichlich monoton klang. Aber die Schwarzhaarige war daran gewöhnt und kannte es eigentlich gar nicht anders von Karasu. Auf ihre Aussage zu den Wettbewerben schien er allerdings recht sprachlos zu sein, was man von ihr nicht gerade behaupten konnte, denn sie laberte und laberte ja wie ein Wasserfall. "Naja? Soweit ich weiß haben sie nicht gerade gut abgeschnitten. Aber vielleicht sind meine Quellen ja auch falsch, ich meine, wem kann man in solchen Sachen schon vertrauen? Sie könnten ja auch eifersüchtig gewesen sein und haben mir deswegen falsche Auskunft gegeben. Und, bevor sie fragen, natürlich interessiere ich mich dafür, wie mein Taichou in den Wettbewerben abschließt, daher weiß ich das auch alles und habe mich erkundigt."

Sie schien zwischen den einzelnen Sätzen nicht einmal Luft zu holen, doch nachdem die Möwe dann letztendlich ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, kam auch endlich Karasu zu Wort. Er schien fassungslos zu sein, wie viel Spucke Shizuka besaß, dass sie so viel reden konnte und gab ihr einen Schlag auf den Hinterkopf, was sie dazu veranlasste, ihm einen empörten Blick zuzuwerfen, bevor sie zu lachen begann. "Reden ist eine meiner größten Stärken, das müssten sie doch mittlerweile wissen, Hono-san! Und ihnene würde es sicher auch gut tun, nicht immer so schweigsam zu sein!", grinste sie. Als er dann aber sagte, er müsse noch über etwas nachdenken, legte sie den Kopf leicht auf die Seite und blinzelte dreimal fragend. "Ob sie was machen? Jetzt haben sie's schon angeschnitten, nun müssen sie auch weiter reden!" Ja, Shizuka war eine äußerst neugierige Persönlichkeit, Geduld hatte sie eigentlich kaum. Karasu legte sich nun hin und schloss die Augen, während er sie fragte, ob sie denn nichts für die Ruhe übrig habe und sie seufzte tief. "Doch schon, ein bisschen Entspannung tut jedem gut, aber auf Dauer ist das sehr langweilig. Wie Schach ... viel zu langweilig!" Sie richtete sich auf und stämmte ihre Hände hinter sich in den Sand, während ihr Blick richtung Meer ging.

"Aber was ist mit ihnen? Sie wirkten so nachdenklich? Beschäftigt sie irgendetwas?" Als er die Arbeit ansprach, bekam sie eine gespielte Sorgenfalte auf der Stirn und blies ihre Wangen auf. "Arbeit? Können wir nicht lieber irgendetwas spannendes unternehmen? Einen Ausflug machen oder so? Papierkram ist furchtbar nervig ..." Faul war sie auch noch. Auch wenn sie Aufgaben, die sie bekam, letztendlich dennoch immer erfüllte, wenn auch manchmal erst nach Ermahnung. Aber dann tat sie es gewissenhaft und fehlerfrei. Beschweren stand bei ihr aber auf der Tagesordnung ... entweder war etwas nervig oder zu anstrengend.

"Ach, Shizuka.", seufzte er und vergaß dabei sie bei ihren Familiennamen anzusprechen, geschweige denn eine der höflichen Anredeformeln anzuhängen. "Reden ist SIlber, Schweigen ist Gold. Man muss nicht alles aussprechen, was man denkt."
Dass Karasu sich natürlich selbst gern reden hörte, überging der junge Taichou dabei. Würde er soviel reden wie Shizuka, wären seine Worte immerhin nichts besonderes mehr. Wie zu erwarten, schien es sie jedoch vielmehr zu interessieren, was für eine Andeutung er zuvor gemacht hatte.
Die Augen immer noch geschlossen, versuchte er es auf eine andere Weise.
"Warum bist du in der dritten Division? Warum gerade in meiner Kompanie?", fragte er, und die Antwort interessierte ihn wirklich, auch wenn es gerade nicht so aussah. Wenn er sie befördern sollte, dann wollte er wenigstens sichergehen, dass ihre Motivation stimmte. "Und tun wir mal heute so, als sei ich nicht dein Taichou, der eine gewisse Antwort erwartet, sondern ich bin ein normaler Shinigami. Ich trage heute ohnehin meinen Kommandanten-Haori nicht, also passt das. Antworte völlig ungezwungen.", fügte er dann an.
Natürlich überging er bewusst jede Aussagen, aber auf jede einzugehen kostete Zeit und Nerven, die ihm nicht zur Verfügung standen.

Die Schwarzhaarige war etwas verduzt, als ihr Taichou sie komplett ohne höfliche Anrede ansprach, störte sich daran aber keineswegs. Im Gegenteil, es ließ sie lächeln. Reden Silber, Schweigen Gold. Ja, diesen Spruch hatte sie schon oft gehört, ihn aber nie ernst genommen, weil er absolut nicht ihre Charakter entsprach. "Naja, man sollte aber auch nicht alles zurück halten, was man denkt!", entgegnete sie und starrte Karasu direkt an, auch wenn er ihren Blick nicht erwidern konnte, da er die Augen noch immer geschlossen hatte. Auf ihre Bemerkungen zu den Wettbewerben ging er gar nicht weiter ein, und sie entschied, das später noch einmal anzusprechen, denn jetzt stellte er ihr eine Frage. Auch wenn es so wirkte, als sei es eine nebenbei gestellte, nicht unbdingt durchdachte Frage, war Shizuka sich ziemlich sicher, dass mehr dahinter steckte. Sie kannte ihren Taichou und sie wusste, dass er niemals etwas fragte, ohne einen Gedanken dabei zu verfolgen, aber sie spielte einfach mal mit.

Shizuka blickte wieder auf's Meer und entgegnete mit ausnahmsweise mal ruhiger Stimme: "Mh, weil die dritte Kompanie die Coolste von allen ist, natürlich!" Das war ungefähr so ernst gemeint, wie seine Aussage mit der vielen Arbeit zuvor. "Außerdem mache ich nichts lieber, als Hollows zu verkloppen. Und wenn du jetzt eine wirklich ernsthafte Antwort haben willst, dann wäre die wohl Folgende: Die Sicherheit Seireiteis hat oberste Priorität und ich bin stolz, dafür zu sorgen, dass alles so läuft, wie es soll und dass niemand, der schwächer ist als ich, zu Schaden kommt." Sie hatte es beim "Du" belassen, weil Karasu ihr erklärte hatte, sie solle einmal nicht so denken, als sei er ihr Vorgesetzter, sondern einfach irgendein Shinigami und anderen Shinigami gegenüber zeigte sie nie wirklich Respekt. Dann grinste sie wieder "Außerdem habe ich deswegen jetzt den coolsten aller Taichous!" Mit diesen Worten ließ sie sich wieder in den Sand sinken und blinzelte ein paar Mal, bevor sie zu Karasu zur Seite sah. "Reicht das als Antwort?"

Karasu konzentrierte sich so auf jedes Wort, welches Shizuka als Antwort gab. Manches brachte ihn zum Schmunzeln, manches erfüllte ihn mit Stolz. Und selbst wenn sie ihr Lob auf Karasu selbst nicht ernst meinte, so hatte sie zweifelsohne Recht.
"Ja, es reicht als Antwort, sicher.", erwidert er auf ihre Frage und öffnete die Augen.
"Gut, da dein Interesse und dein Herz für die dritte Division schlagen, muss ich dir etwas mitteilen.", fuhr er ernst fort, keine Regung kam über sein Gesicht.
"Azunagi Kimura ist tot. Er starb bei einem Einsatz für seine Division. Und jetzt brauche ich einen neuen Fukutaichou. Wen kannst du mir also empfehlen?", fragte er.
Dass der Tod seines ehemaligen Kameraden ihn traf, konnte man lediglich in den Augen des Kommandanten lesen, die leerer zu sein schienen als sonst. Ob Shizuka das merken konnte, war fraglich, denn dafür müsste sie Karasu gut kennen.
Und der Taichou war gespannt, welche Antwort und welchen Vorschlag sie machen würde. Gleichzeitig jedoch erwartete er natürlich eine Reaktion auf den Tod ihres Kameraden, und auch auf die Weise, wie er starb. Das Ganze war ein Test, ohne dass Shizuka davon wusste. Karasu fand, dass er sie so viel besser einschätzen konnte, als wenn sie wüsste, warum er all das fragte und sagte.
Er richtete sich auf, und erwartete ihre Erwiderung.

Shizuka spürte die Sonne auf ihren Füßen und ihrem Bauch, während sie eine Weile schwieg. Die Ruhe wurde jedoch unterbrochen, als Karasu wieder das Wort ergriff. Anscheinend reichten ihre Antworten aus. Was anderes hatte sie auch nicht erwartet, zumal Karasu selbst ja auch nicht so der Redenschwinger war. Da reichten ihm wohl auch kürzere Antworten. Mit regungslosem Ausdruck im Gesicht, wandte er sich nun an die Schwarzhaarige und teilte ihr etwas mit, was die Shinigami bisher noch nicht gewusst hatte. Nun, woher auch ... sie war bis eben zu einem Außeneinsatz unterwegs gewesen. Ihre Augen weiteten sich, als Karasu ihr von dem Tod des Fukutaichou berichtete. Er war bei einem Einsatz gestorben ... für seine Division, wie Karasu ihr erklärte. Etwas, was sie selbst ebenfalls getan hätte, wenn es nötig gewesen wäre. Azunagi Kimura ... Sie hatte ihn ebenso wenig mit Respekt behandelt, wie alle anderen, und doch war er ein guter Kammerad gewesen. Und ein wahrer Verlust für die dritte Division.

Shizuka schluckte hart. Jeder von ihnen lebte täglich mit der Gefahr, bei einem Kampf sein Leben zu lassen. Sei es gegen eine Überzahl an Hollows oder gar um das Gegenübertreten eines Espada ... "Aber er ist in Ehre gestorben!", murmelte sie und sah kurz gen Himmel, wie sie es immer tat, wenn die Botschaft des Todes eines Kammeraden sie erreichte. Doch wer nahm nun seinen Platz ein? Etwas, worüber auch Karasu sich natürlich Gedanken machte, weshalb er sie nun fragte, wen sie ihm denn vorschlagen sollte, was sie überraschte. Sie war zwar dritte Offizierin und bekleidete damit einen sehr ansehnlichen Rang aber solche wichtigen Entscheiden, wenn auch nur geringfügig, beeinflussen zu dürfen war schon eine Ehre. Sie mochte vieles auf die leichte Schulter nehmen, aber das war ein ernstes, wirklich ernstes Thema. Sie seufzte. Was sollte sie darauf jetzt erwidern? Kurz ging sie die Mitglieder ihrer Division durch, die ihr als erstes einfielen. Es waren nicht viele, aber in ihren Augen die am besten geeigneten. "Der 4. und der 5. Offizier wären keine schlechte Wahl." Dabei begann sie zu grinsen. "Oder sie nehmen gleich mich, als Vizekommandantin!" Sie lachte. Das würde vermutlich ein riesiges Chaos geben.

In Ehre sterben. Fürwahr, ein erstrebenswertes Ziel. Dennoch wäre es Karasu lieber niemals zu sterben und solange stärker zu werden, bis er den Arrancar heimzahlen könnte, was sie alles Schlechtes getan hatten.
Shizuka sah gen Himmel, und Karasu tat es ihr für einen Augenblick nach.
"Es ist noch nicht offiziell, also behalte es für dich.", meinte er noch leise, bevor sie Antwort gab auf seine eigentliche Frage.
Die der Nachfolge.
Ohne zu begründen, schlug sie diejenigen vor, die am ranghöchsten in der Division waren. Und sie ließ sich selbst dabei nicht aus.
Ihre Art zu lachen verriert ihm, für wie unwahrscheinlich sie ihre Nachfolge hielt, und dass sie wusste, welche Herausforderungen auf eine Person wie sie treffen würden.
"Also, meiner Meinung kommt nur eine Person infrage. Diese ist für den Job perfekt geeignet. Ich zweifle nicht daran, dass besagte Person das leisten kann, was ich in meiner Division sehen will.", erklärte er, und ließ sie weiter im Dunkeln.
"Dinge wie Zuverlässigkeit sind wichtig. Dass man sich sicher sein kann, dass die Arbeit erledigt wird. Dass diese Führungsperson ihre Untergebenen im Griff hat. Pflichterfüllung, Stärke, all das.", fügte er an.
Dann folgte eine Pause, in der Karasu sie ansah. Direkt in ihre Augen, diese klaren, blauen Augen. Noch nie hatte er sie mehr und bewusster wahrgenommen als in diesem Moment.
"Doch: Viel wichtiger ist - und das würden die wenigsten wohl erwarten, dass ich darauf Wert lege - dass ich mich auf denjenigen verlassen kann. Dass er mir vertraut und dass ich ihm vertraue. Und daher gibt es nur eine würdige Person für die Nachfolge. Und das bist du, Shizuka."
Er ließ die Offenbarung auf sie wirken, es wäre sicherlich nicht leicht zu verstehen. Dass er über sowas keine Scherze machte, wusste sie, also konnte sie das Gesagte ernst nehmen.
"Bis zum Ende des Strandfestes ist aber auch das inoffiziell, weswegen du bis zum Schluss der Aktivitäten die dritte Offizierin bleibst."
Dann lächelte er.
"Glückwunsch, Shizuka."

Karasu wies die Schwarzhaarige darauf hin, dass das alles noch inoffiziell sei und sie es für sich behalten sollte, woraufhin sie nickte. Bei solchen Sachen war sie überaus bedacht. Zwar war sie eine Labertasche, aber Geheimnisse, etwas was nur ihr anvertraut worden war, konnte sie gut für sich behalten, da sie wusste, wie wichtig anderen Personen die Geheimhaltung war. Erst im Nachhinein fiel ihr auf, dass sie gar nicht begründete, warum sie diese beiden Offiziere eigentlich vorschlug, aber auch das schien Karasu nicht wirklich zu jucken. Stattdessen fixierte er sie direkt und begann zu sprechen, wobei er zwischen den einzelnen Sätzen meist eine kürzere Pause machte, um die Worte wirken zu lassen. Er war also der Meinung, dass nur eine Person das perfekt erfüllte, was er sich hoffte? Shizuka war überaus gespannt und ihre Augen glänzten vor Erwartung wie die eines Kindes, das darauf wartete, seinen Adventskalender öffnen zu können.

Pflichterfüllung und Stärke ... In der Tat waren das äußerst wichtige Eigenschaften. Jeder Vizekommandant den sie aus der Gotei 13 kannte, erfüllte diese Voraussetzungen mit großer Gewissheit und auch ihr ehemalige Vize hatte das getan. Führungsperson. Sie musste grinsen, man musste also hart durchgreifen können, etwas was sie auch konnte und was sie andere auch gern spüren ließ. Aber warum erzählte er das jetzt eigentlich alles ihr? Was hatte sie mit der ganzen Sache hier zu tun? Er fixieierte sie noch intensiver und Shizuka erwiderte den Blick standhaft und ohne mit der Wimper zu zucken. Das letzte Kriterium, das er ansprach, bevor er ihr das sagte, was sie fast aus allen Wolken fallen ließ, war gegenseitiges Vertrauen. Und dass diese eine Person, der er am meisten vertrauen konnte, sie war. Shizukas Grinsen verschwand schlagartig und sie starrte ihn mit großen Augen ungläubig an. "Wie jetzt? Ernsthaft?!", fragte sie, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was sie eigentlich sagte. Dabei wusste sie, dass mit Karasus Aussagen nie zu spaßen sei und er bei sowas generell nicht scherzte.

Ihr Herz machte einen Sprung als sie sich darüber klar wurde, was das für sie bedeutet und sie sprang auf, um durch den Sand zu springen. Es hätte eigentlich nur gefehlt, dass sie angefangen hätte vor Freude zu schreien. Karasu hängte noch an, dass auch das noch nicht offziell sei und sie daher bis zum Ende des Festivals noch dritte Offizierin war, was sie beinahe nicht gehört hätte. Er lächelte sie an und Shizuka hielt in ihrer Bewegung inne, um auf ihn zuzurennen und ihm um den Hals zu fallen, auch wenn das absolut nicht den Regeln entsprach, wobei sie ihn beinahe umwarf. "Huh, das ist ja unglaublich! Ehrlich, das hätte ich nicht erwartet! Noch dazu, wo ich doch so eine Chaotin bin. Und sie sind sich wirklich sicher, dass das eine geeignete Wahl ist?" Sie grinste breit und drückte sich kurz an ihn, bevor er wieder von ihm abließ und vor ihm kniend lächelte. Sie legte ihre rechte Hand an ihre Stirn und machte eine salutierende Handbewegung. "Aye aye, Sir!" Jetzt wusste sie auch, was seine ganzen Fragen bedeutet hatten. Sie hatte zwar schon ein Gefühl gehabt, dass er etwas Größeres damit verfolgte aber dass es so groß sein würde ...

Auf seine typische Weise grinsend verfolgte er Shizukas anschließenden Tanz durch den Sand. Wie unterschiedlich man doch sein konnte, und wie einen andere immer wieder amüsieren konnten, war schon interessant.
Shizukas langen Haare flogen bei ihren Sprüngen umher, und dann hielt sie plötzlich inne. Erstaunt sah Karasu sie an, um herauszufinden, was los war, als sie ihn ansprang und ihn umarmte.
Die Augen des jungen Taichou weiteten sich, als seine zukünftige Fukutaichou ihn dadurch umwarf und in den Sand drückte.
"Hast du mich schon einmal eine falsche und undurchdachte Entscheidung treffen sehen?", fragte er, und es war eine rhetorische Frage. Die Antwort war ganz klar "Nein, du triffst nie falsche Entscheidungen.".
Als sie von ihm abließ, atmete er beruhigt aus. Hoffentlich hatte das niemand gesehen.
"Das nächste Mal, wenn du eine solch emotionsgeführte Handlung vollführst, sieh dich um, ob jemand zu guckt. Sonst denken andere Shinigami nachher wieder sonst was.", murmelte er. Interessanterweise verbot er es ihr nicht einfach kategorisch, sondern setzte diese Bedingung. Eher deswegen, weil ein Verbot wohl kaum die erwünschte Wirkung erbringen konnte.
"Stirb mir einfach nicht weg, sonst habe ich bald keine guten Leute mehr.", fügte er dann grinsend an. Dann erhob er sich und stand auf.
Zum Abschluss des Festes hatte er Lust nochmal richtig weit rauszuschwimmen, vielleicht etwas zu tauchen. Er legte die Handfläche an die Stirn, um weiter gucken zu können.
"Kurohime-san, hast du Lust ein wenig ins tiefere Wasser rauszuschwimmen, vielleicht etwas zu tauchen?", fragte er. Die Frage war mehr Höflichkeit, er wollte ja nicht einfach verschwinden. Wenn sie mitkam, war daran nichts auszusehen und es würde definitiv interessant werden.

Als er ihr eine Frage stellte, wusste Shizuka bereits an seinem Gesichtsausdruck und der Art, wie er es sagte, dass es eine rhetorische Frage war. Weshalb sie darauf auf nicht antwortete. Und selbst wenn sie eine Antwort gegeben hätte, dann natürlich eine freche. Aber sie verkniff es sich zur Feier des Tages. Als sie von ihm abließ, wirkte er gleich viel entspannter und sie hob eine Augenbraue, als er sie darauf hinwies, beim nächsten Mal zu beachten, dass niemand sie dabei sah. Dabei konnte sie sich ein Lachen nicht verkneifen. "Was denn, wäre ihnen das etwa peinlich?", fragte sie und musterte ihn eingehend, wobei ihm das Tattoo auf seiner Schulter auffiel, was sie sonst nie gesehen hatte, da er seine Kleidung darüber getragen hatte. Da Shizuka nicht zu der Sorte Frau gehörte, die lieber wartete, bis ihr Gegenüber ihr etwas darüber erzählte, wenn es ihm beliebte, platzte sie direkt heraus: "Nettes Tattoo. Ein Wappen?" Es sah auf jeden Fall aus wie ein Wappen ... Vielleicht von seiner Familie?

Dass er ihr nicht verbot, ihm um den Hals zu fallen, sondern sie nur darauf hinwies, es möglichst nicht in aller Öffentlichkeit zu tun, übersah sie einfach, wobei wohl selbst ein Verbot nicht das bewirkt hätte, was es bewirken sollte. Auch dieser Hinweis an sie würde unter Umständen nicht das bewirken, was es sollte. Aber als er sagte, sie solle ihm einfach nur nicht weg sterben und dann aufstand, erhob sie sich ebenfalls, klopfte sich ein wenig Sand von Armen und Beinen und salutierte dann erneut. "Keine Sorge, so schnell bin ich nicht klein zu kriegen!", rief sie beinahe so laut, dass die Möwe am Himmel zu ihr hinunter sah. Und dabei sprach sie mit einer solchen Überzeugung, dass wohl auch der größte Zweifler ihr ohne nachzudenken Glauben schenken würde.

Das Event neigte sich mehr und mehr dem Ende zu und Shizuka spürte, dass Karasu zunehmend immer ruhiger wurde, bis er vermutlich letztendlich wieder so schweigsam war, wie immer. Schade eigentlich ... Shizuka hatte gern jemanden, mit dem sie sich groß und breit unterhalten konnte. Aber noch war es nicht vorbei und das merkte sie daran, dass er ihr anbot, sie vielleicht zum Schwimmen und Tauchen zu begleiten. Shizuka legte, wie auch ihr Taichou, eine Hand über ihre Augen, um nicht allzu sehr von der Sonne geblendet zu werden und sah auf's Meer. Dann nickte sie grinsend. "Liebend gern! Aber ihnen ist hoffentlich klar, dass ich dabei komplett nass werde, oder?" Gut, dass war jetzt eine eher anzügliche Aussage, an die aber doch jeder, der Shizuka kannte, gewöhnt sein sollte. Ebenso wie auch an ihre stürmische Art und den offensichtlichen Drang dazu, anderen stürmisch um den Hals zu fallen. "Wer als Erstes im Wasser ist!", rief sie und stürmte los, um sich kopfüber in die Wellen zu werfen.

tbc: Tiefes Wasser

Natürlich, es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis auch Shizuka das Tattoo entdecken sollte.
Karasu hielt es diesmal schlicht und erwiderte lediglich: "Das Wappen meiner Familie, der Hono."
Und dann wurde es Zeit sich in das kühle Nass zu begeben.
Als Shizuka noch ein Wettrennen ausrief, wer als erster im Wasser sein würde, grinste Karasu und stand mit Shunpo im kühlen Nass.
"Gewonnen.", stellte er fest, bevor er weiter ins Meer hinauslief, bis es tiefer wurde, sodass er anfangen konnte zu schwimmen.
Erst jetzt realisierte er, wie Shizuka ihre Aussage gemeint hatte er würde nass werden.
Er drehte den Kopf zu ihr, und erwiderte - wenn auch spät: "Normalerweise sind es ja auch die Frauen, die nass werden, also keine Sorge."
Dann tauchte er hinunter und schwomm in Richtung tiefere Gewässer.

tbc: Tiefes Wasser