Jinkaku's Trainingshalle

Alsbald fand sich der Vizard in seinem persönlichen Refugium wieder, welches hauptsächlich Trainingsort und nicht Wohnort war. Wieso das so war, wusste er selbst nicht ganz genau, aber es stand fest, dass er sein Training hier wunderbar fortsetzen konnte.
Er positionierte sich auf einem der Geräte, die in Fitnessstudios so beliebt waren und begann auf dem Rücken liegend die Gewichte zu stemmen. Bewusst hatte er mehr an Gewicht aufgelegt als er normalerweise trug, sodass er beginnen würde seine Grenzen auszutesten.
Jin vertiefte sich sonst selten so in seine körperliche Ertüchtigung, doch war das Training jetzt eine willkommene Abwechslung. Er spürte, wie die Muskeln arbeiteten und seine Stärke austesteten und seine Ausdauer reizten.
Wenn du wirklich trainieren willst, solltest du mich mal besuchen kommen, höhnte Lin in seinem Inneren, und für einen Moment unterbrach Jin sein Training. Einige Minuten noch fuhr er fort, bis er sich an die Übungspuppe stellte und einige Schläge ausprobierte. Mehrmals knallten seine Fäuste mit hoher Geschwindigkeit gegen das leblose Übungsobjekt.
Dennoch dachte er über die Worte des Hollow nach. Wenn er Selbstbewusstsein erlangen wollte, und wahre Stärke, musste er seinem Gegenpart zeigen, dass er nicht unterschätzt werden durfte.
Seufzend, und äußerst unsicher, ließ er sich auf dem Boden nieder, wie er es schon bei Dora gesehen hatte, und tauchte mit einer Berührung seines Zanpakutos in seine Seelenwelt ein.

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Es dauerte nicht lange, bis Jin völlig in der Meditation vertieft war.
„Nein, sieh an, wen haben wir denn da? Unglaublich, der kleine Jin traut sich hinunter zu mir.“
Die Schwärze um Jin herum verwandelte sich in seine Seelenwelt. Tatsächlich brannte das Licht in dem runden Raum recht hell, und Jin wusste: Immer, wenn er aufgewühlt und unsicher hier unten erschien, war es dunkler. Allein diese Beobachtung verlieh ihm schon Mut.
„Ich bin gekommen, um zu kämpfen.“, forderte Jin seinen inneren Hollow heraus. Selten sprach er so selbstbewusst, doch in diesem Fall hatte er sich die Worte schon vorher zurecht gelegt. Bevor er sie ausgesprochen hatte, war er sie mehrmals innerlich durchgegangen.
„Ich bin es… leid, dass du mich dauernd nervst. Das ist MEIN Körper, und du bist MEIN innerer Hollow, verstanden?“, meinte Jin dann weiterhin, mit immer mehr Selbstbewusstsein.
Für einen Moment schien Lin wirklich beeindruckt zu sein, ja gerade zu verwirrt. Dann grinste er sein abartiges Grinsen.
„Ist ja süß. Wachsen dir endlich ein paar Haare auf der Brust? Alles klar! Du weißt ja, was passiert, wenn du verlieren solltest. Also los, ich prügel dir die Scheiße schon noch raus.“
Ohne weitere Vorwarnung kam Lin auf ihn zu, und Jin war nicht minder überrascht über den plötzlichen Angriff. Der erste Schlag kam frontal, direkt und kraftvoll, und als dieser Jin auf dem Oberkörper traf, waren die Schmerzen entsprechend real. Dennoch: Jin hielt seine Position, erlaubte sich selbst nicht zurückzuweichen.
Der schmerzverzerrte Gesichtsausdruck wurde von den braunen Haaren verborgen, und so sah Lin auch nicht, dass es dem Getroffenen schneller wieder besser ging als erwartet. Der Konter folgte: Mit einem präzisen rechten Haken beförderte er den Hollow ein Stück in die Luft, um mit Shunpo über ihm aufzutauchen und ihn mit einem kräftigen Kick in den Boden zu befördern.
Bei all seinen Besuchen hier hatte Jin eines gelernt: Das ganze Terrain unterstützte seinen Kampfstil überhaupt nicht. Die Waffen, die hier herumstanden, konnte er nicht nutzen, die Rüstungen passten nicht. Ansonsten wies weder der Boden noch die Wand eine Eigenart auf, die seinem Stil helfen konnte. Und so hatte Jin früh verstanden, dass hier allein Kraft und Geschwindigkeit zählten, wenn die beiden sich im Hakuda maßen.
Als Lin sich aufrichtete, attackierte er sofort, doch diesmal war Jin vorbereitet. Die nächsten Momente waren ein simples Angreifen und Ausweichen auf beiden Seiten. Jeder Schlag kam schnell und kräftig, doch der andere wich stets auf, um eine neue Möglichkeit zum Attackieren zu nutzen.

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Das Gefühl der Unsicherheit machte Jin wahnsinnig. Zwischen der Mehrzahl der Schläge lebte er in der Angst getroffen zu werden und dadurch besiegt zu werden.
Das Ganze war zum Großteil Kopfsache: Würde er hier besiegt werden, war sein Leben quasi verwirkt. Und auf der anderen Seite? Wenn er sich nicht zusammenriss und nur mit der Angst zusammen kämpfte, hatte er keine realistische Chance einen Sieg zu erringen, der ihn stärker machte.
Es ist doch nicht nur mein Körper, den ich hier trainieren will. Durch meinen erneuten Sieg über ihn wird meine Kontrolle über ihn stärker, und dadurch werde ich in meiner Gesamtheit mächtiger, analysierte Jin gedanklich.
Diese Aussicht kehrte seine gedankliche Unsicherheit um. Für einen Moment war für ihn nur der nächste Schlag entscheidend, der ihm den Sieg bringen sollte. Sein rechter Arm schlug zu, genau dort, wo der Hollow es nicht erwartet hatte.
„Bakudo #14. Kujiku Tenkuuya!“, rief Jin in dem kurzen Moment, in welchem sein Gegner bewegungsunfähig war. Die sieben Pfeile versenkten sich im Oberkörper seines Gegners.
„Was soll das für ein Dreck sein, Guy?“, rief Lin hysterisch.
„Tsumujikaze!“, erwiderte Jin nur und sprang auf die eigenen Hände. Mit hoher Geschwindigkeit rotierte Jin nun um die eigene Achse. Mehrmals traf er den immobilisierten Lin auf dem Oberkörper und im Gesicht. Schließlich fiel dieser zu Boden.
Ohne zu Zögern nutzte Jin beide Hände, um sich in die Luft zu befördern, in Richtung der nahen Wand. Diese lief er einige Schritte nach oben, dann sprang er nach hinten zum Hollow ab.
„Shōtotsu suru suisei!“, betitelte er die nächste Technik, und begrup seinen Gegner unter seinem Bein. Jin wusste nicht genau, was dort krachte: Der Boden oder der Körper des Hollow.

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Aufrecht, aber verausgabt stand Jin neben dem am Boden liegenden Hollow.
Und schon im nächsten Moment, als Jin hinunter sah, lag dort nichts. Bevor er darauf reagieren konnte, landete die Faust des Hollow in Jin’s Rücken.
Sonido!, dachte Jin und ärgerte sich selbst. Von der vollen Wucht des Schlages getroffen, flog er einige Meter durch die Luft und landete im nächsten Waffenschrank.
Er erhob sich langsam und zögerlich aus den Trümmern, als er einen roten Energiestrahl auf sich zukommen sah.
Das Cero traf Jin frontal und explodierte.
„Hast echt gedacht, dass du mich so leicht drankriegst. Ich weiß gar nicht, wie du es geschafft hast mich zu unterwerfen.“, sprach Lin abschätzig.
Der Schmerz war höllisch, und das Licht des Raumes wurde spärlicher.
„Du vergisst, dass du mit mir stärker wächst. Ob es dir nun gefällt oder nicht, du bist ein Teil von mir. Wenn ich stärker werde, wirst du es auch. Und wenn du stärker wirst, kann ich es auch werden.“, erklärte Jin mit gebrochener Stimme.
Und deswegen werde ich nicht aufgeben. Nicht jetzt!
Mit einer fixen Handbewegung am Gesicht setzte er seine Hollowmaske auf.
Ein Shunpo beförderte Jin vorwärts, ebenfalls ein Cero aufladend. Sein Gegenpart registrierte den Angriff, und lud ebenfalls ein Cero auf. Die beiden Reiatsuangriffe knallten aufeinander. Für einen Moment lang schien es, als wollten sie sich neutralisieren, doch dann explodierten sie in einer großen Druckwelle.
Jin wich dieser mit einem Sprung an die Decke aus.
Mit geschlossener Faust sprang Jin auf seinen Gegner zu und schlug zu. Dieser wehrte den Schlag mit seinem eigenen Arm ab.
Ich muss stärker als er sein!
Jin übte mehr und mehr Druck auf den schon ausgeführten Schlag aus, versuchte Lin zurückzudrängen. Seine Finger schmerzten von dem enormen Druck und den vielen ausgeübten Schlägen. In einem kurzen Augenblick schlossen sich die Finger der linken Hand zur Faust zusammen und versenkten diese im Gesicht seines inneren Hollows.
Bewusst beendete er dann die Hollowfikation. Er wollte in der Nähe seines Gegenpartes nicht zu lange in diesem Modus sein.

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Jinkaku spürte deutlich die Anstrengungen des Kampfes. In einer Auseinandersetzung mit etwas, das genau so stark ist wie man selbst, kommt man schnell an seine körperlichen Grenzen. Sein innerer Gegenpart hatte sich noch nicht ganz von dem Schlag ins Gesicht erholt. Jin war immer noch selbst überrascht, dass er getroffen hatte. So etwas traute er sich gar nicht zu, und sein Gegner offensichtlich auch nicht.
„Grr…“, war alles, was der knurrende Hollow von sich geben konnte. Nach diesem Ausdruck seiner Gefühle spurtete dieser auf Jin zu, doch diesmal verstärkte er seine eigenen Schläge mit Bala. Entsetzt sah sich Jin mit einer Übermacht an Reiatsuschlägen konfrontiert, die er nicht aufzuhalten wusste. Blitzschnell schaltete er und wich mittels Shunpo aus. Etwas anderes blieb ihm in diesem Moment nicht übrig.
Damals habe ich mir seine Cero-Technik abgeschaut. Das hier scheint ähnlich zu sein, aber viel schneller, beobachtete Jin still. Sobald er diesen Kampf abgeschlossen haben sollte, wäre das eine Technik, über die er nachdenken könnte.
Doch jetzt zählte nur dieser Kampf. Es stand außer Frage, dass sein Hollow diese Technik nicht immer beherrscht hatte, denn er sah sie zum ersten Mal, und deshalb blieb Jin nichts anderes übrig, als sich ihr zu stellen.
„Rüste, Amatsumiko No Yoroi!“, rief Jin dann, sein Zanpakuto zückend. Die Handschuhe würden ihm Schutz gewähren vor den reiatsubasierten Angriffen seines Gegners. Just in dem Moment, als die Entfesselung des Shikais vollständig war, knallte ein Bala auf die Panzerhandschuhe, die Jin schützend vor sich hielt. Die Wucht des Angriffes drückte seinen Körper zusammen, doch Jin begann seine eigene Kraft dazu zu verwenden Widerstand zu leisten.
Verbissen und mit einem ernsten Gesichtsausdruck, der sonst bei Jin stark verunsichert aussah, jetzt jedoch selbstsicherer schien, drückte er Lin langsam zurück, um Abstand zu erzeugen. Die nächste Kombo sollte gefährlich werden, und ihm schwebte schon etwas vor, doch realistisch gesehen war das noch lange nicht das Ende.

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„Ich kenne die Tricks unseres Shikais! Damit wirst du keinen Erfolg haben.“, rief Lin während des Kräfteaustausches zu. „Deine Illusionen sind für mich keine Gefahr.“
Lin hatte Recht, und Jin wusste, dass sein Shikai ihm hier keine direkten Vorteile verleihen würde. Aber das war letztlich auch nur zweitrangig, und das war die Tatsache, die sein Gegenpart übersah.
„Jin, du hast mich viel zu lange ignoriert.“, dröhnte eine metallene Stimme in dem Waffenraum. Schlagartig ließ der Widerstand des Hollows nach, und so auch Jin’s eigener Widerstand. Beide sahen zu der großen Rüstung, die erschienen war.
Amatsumiko hatte Recht. Er hatte wirklich lange nicht mehr mit dem Schwertgeist geredet. Ehe er etwas erwidern konnte, sprach sein Schwertgeist wieder:
„Du machst dir schon viel zu lange Sorgen um dich, deine Krankheit und um Lin. Es wird Zeit, dass du trotz dieser Benachteiligungen deine Talente nicht verwirfst. Jetzt besiege Lin, dann reden wir.“
Mit diesen Worten verschwand Amatsumiko. Doch sein Auftauchen hatte Jin neue Zuversicht gegeben. Wie so oft war er der fürsorgliche Geist, der Jin wieder Zuversicht und Selbstvertrauen gab.
„Hahaha, jetzt hat er dich allein gelassen.“, frohlockte Lin. „Jetzt wirst du wahren Schmerz erfahren.“
Noch während Lin das Wort ‚Schmerz‘ aus seinen Lippen auskostete, griff Jin an, doch war er mit einem Shunpo schon längst hinter seinen Feind gelangt. Ein gezielter Tritt zwischen die Beine sorgte für unglaublichen Schmerz und beförderte Jin’s Gegner in die Luft.
Die Überheblichkeit dieses Hollow war seine Schwäche, egal, wie skrupellos er war. Mit einem gekonnten Sprung aufwärts folgte Jin seinem Feind, dann ließ er in hohem Tempo eine wahre Flut von Faustschlägen auf Lin niederrasen. Nach einigen Sekunden, nach denen der Hollow sich offensichtlich ein bekommen hatte, nutzte Jin Shunpo, um über ihn zu kommen.
„Hado #1. Sho!“, rief er dann, und der Druck des Kidos presste Lin in den Boden – abermals. Das war die beste Umgebungsnutzung, die Jin’s Seelenwelt zuließ.

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Als Jin am Boden ankam, keuchte er mehrmals. Gegen einen Hollow auf diesem Level zu kämpfen, erschöpfte ihn stark. In jeden Schlag hatte er bis jetzt absolut alles gelegt, damit sie alle saßen. Lange würde er nicht mehr so weiter machen können.
Aber auch sein Gegner schien nicht mehr völlig fit zu sein. Die Kleidung war zerrissen, der Körper wies etliche Wunden auf. Aus dem Blickwinkel ging es Jin noch ganz gut.
Er hatte jetzt keine andere Wahl mehr, als seinen Hollow mit den eigenen Waffen zu schlagen – oder vielmehr mit der eigenen Kraft. Früh hatte er festgestellt, dass nicht nur die Entfesselung seines Zanpakutou zu einer enormen Steigerung seiner körperlichen Fähigkeiten führte, sondern das seine Hollowmaske vor allem seine Kraft und Geschwindigkeit ebenso enorm steigerte. Beides zusammen gewährte ihm einen unglaublichen Kraftschub.
Die linke Hand glitt schnell von der rechten Gesichtshälfte zur linken. Jin spürte, wie die erhöhte Kraft seinen Körper durchfuhr, dann sprintete er mit ausgestrecktem Arm los. Der angespannte Arm knallte mit voller Wucht gegen den sich schützenden Lin. Für einen Moment schien es, als würden sich die beiden Kräfte negieren, dann riss die enorme Kraft Lin vom Boden nach hinten.
Jin zögerte nicht dem durch die Luft fliegenden Hollow zu folgen, der begann sich in der Luft abzufangen.
„Erhebet euch und tretet ein. Erstarret in Ehrfurcht vor dem Triumvirat des Lichts. Haltet das Rad der Zeit an, brich drei Achsen heraus und schieße sie gen Erde!“, rezitierte Jin sein stärkstes Bakudo. Natürlich wusste sein Gegner, dass er Kido benutzte. Ein singendes Geräusch erklang, als Lin verschwand, um hinter ihm aufzutauchen. Und genau darauf hatte der analytisch beobachtende Jin gesetzt. Mit dem Rücken zum Gegner, die Hand aber nach hinten zeigend, zeichnete er dort das Dreieck. Die drei Energiestäbe brachen aus nächster Nähe auf Lin zu und nagelten ihn gewaltsam in der Wand fest. Energisch versuchte er sich zu befreien, doch schon stand Jin mit einem Shunpo vor ihm.
Er holte mit der rechten Hand weit aus, ballte sie zur Faust und schlug diese in die Magengegend des Hollow. Blut spritzte aus dem Mund seinem Mund auf Lin, doch dieser war noch nicht fertig.
Die Faust löste sich zugunsten der flachen Hand, und ein Cero detonierte auf Lin’s Oberkörper.

Erschöpft, aber zufrieden hatte Jin in der Mitte des Raumes Platz genommen und wartete. Die Maske hatte er abgelegt. Sein Hollow war erledigt, wenn auch nicht verschwunden. Mit schwacher Stimme hörte er ihn reden:
„Du hast dich gemacht, Jin. Vergiss nicht: Ich werde warten, bis du wieder schwächer bist. Und in Anbetracht der Prügel, die ich kassiert habe, werde ich dich in nächster Zeit in Ruhe lassen. Doch wenn wir das nächste Mal aufeinander treffen, wird es nicht so laufen.“
Der Hass in seiner schwachen Stimme war unüberhörbar, und doch hob Jin unvermittelt den Kopf. Eine solche Geste sah man nur selten an ihm, und viel überraschender war das leichte Grinsen auf seinen Lippen.
„Ich freue mich schon darauf. Aber ich werde auch stärker werden. Dass wir beide zusammengehören, kann niemand von uns verhindern. Egal, wie sehr du mich hasst, und egal, wie sehr ich dich ebenfalls hasse. Arrangier dich besser damit.“
Für einen Moment war Linkaku wirklich beeindruckt. Tief in seinem Inneren hatte er stets etwas Mitleid für den gebeutelten Lin gehabt, doch heute hatte er gelernt, dass das nicht nötig war. An die Stelle des Mitleids trat etwas wie Respekt. Jin mochte sich anstrengen wie er wollte: Seine Schizophrenie und seine zweite Persönlichkeit würden es dem Hollow stets erlauben ihn zu jeder Zeit zu verunsichern. Doch in der nächsten Zeit würde er sein Wort halten und davon absehen. Bis zu einem Zeitpunkt, an dem Jin sich erneut Respekt bei Lin verschaffen musste.
Mit einem selbstgefälligen Grinsen löste der Hollow sich auf und verschwand in Amatsumiko, der just in diesem Moment aufgetaucht war.
„Gut gemacht.“, war das Einzige, was er dazu sagte.

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„Jin, es wird Zeit, dass du für dein Leben wieder eine Bestimmung und eine Aufgabe findest. Es reicht nicht stärker zu werden, um dich selbst zu kontrollieren. Du musst sich selbst unter Druck setzen, und selbst fordern, indem du dir eine Aufgabe gibst. Ganz gleich, ob du diese Stadt beschützst oder den Shinigami hilfst.“
Amatsumiko zog ein großes Langschwert, offensichtlich ein Anderthalbhänder für zweitweise kräftige Schläge. Sein Schwertgeist hatte vor Jin noch nie die Klinge gezogen, geschweige denn gegen ihn gekämpft.
„Zeig mir, wie stark du bist. Danach wirst du wissen, was zu tun ist.“
Jin zögerte. Sein Schwertgeist war keine Person, gegen die er kämpfen wollte. Er kämpfte immerhin nicht zum Spaß, und jemandem schaden zu wollen, der einem immer geholfen hatte, schien ihm recht widersprüchlich.
Nichtsdestotrotz spürte er die Entschlossenheit von Amatsumiko, ohne ihm in die Augen blicken zu können. Noch immer hatte Jin das Shikai aktiviert. Er nickte, dann griff Amatsumiko an.
Das große Schwert sauste auf ihn nieder, und Jin war überrascht mit welcher Leichtigkeit sein Schwertgeist es schwang. Jin wich stets seitlich aus, hatte jedoch nicht den Mut zu kontern. Immerhin trug Amatsumiko eine stabil wirkende Rüstung.
Moment… Er ist ja letztlich das Shikai. Es sollte ein ähnliches Material sein, und daher sollte ein Angriff weder mir noch ihm schaden, dachte Jin, sich selbst beruhigend.
Abermals tauchte er leichtfüßig unter einer Attacke weg. Im Gegensatz zu den fiesen Kontern und schnellen Angriffen des Hollow kam ihm Amatsumiko dennoch träge vor, trotz der Geschwindigkeit. Oder war Jin einfach wieder ein Stück schneller geworden?
Jin warf sich ein Stück vorwärts, an Amatsumiko heran, um seiner Reichweite zu entgehen. Die Faust schnellte mit ihm vor und knallte mit einem metallischen Laut gegen die Rüstung.
Eines Tages… Wenn ich diese Rüstung beschädigen kann… Bin ich dann soweit?
Jin zog den anderen Arm nach, doch es half nichts. Amatsumiko wich nicht einmal zurück. Die freie Hand seines Trainingspartners erhob sich, und mit einem kräftigen Schlag beförderte er Jin einige Meter zurück.
Die Verteidigungskraft seines Schwertgeistes war erstaunlich. Jin hatte eine Ahnung, warum sie noch nie gegeneinander gekämpft hatten, und aufgrund dieser Vermutung erschien es ihm rätselhaft, warum ausgerechnet heute der richtige Zeitpunkt für einen Kampf zu sein schien.
Jin wollte sich nicht wieder auf Reiatsu verlassen. Er glaubte nicht daran, dass dies das einzige Mittel war Amatsumiko bei zu kommen, und das war auch gar nicht das Ziel.
Der Vizard erhob sich, machte einige Schritte und tauchte hinter seinem Ziel auf. Mit einem Wutschrei und einem Schlag, in dem all seine Kraft lag, rammte er die Faust in den Rücken der Rüstung. Ein lauter Knall ertönte.
Die Kraft des Schlages drückte Amatsumiko vorwärts, dann blieb er – vom Schlag nahezu unberührt – stehen.
„Ich habe verstanden, was du mir sagen wolltest. Danke.“, meinte Jinkaku nur, dann beendete er Jinzen und die Meditation. Als er in seiner Trainingshalle aufwachte, wusste er, was zu tun war.

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Ein leises stöhnen klang aus der Kehle einer dunklen Gestalt, die in einer Ecke der Trainingshalle lag, vom Boden getrennt durch ein spartanisches Feldbett. Verbände zierten die Glieder dieser Gestalt, rot war zu erkennen und bedeuteten das Blut floss oder geflossen war. Ein kleiner Lichtschein traf blaue Haare, wanderte dann im Laufe einiger Stunden hinab, sodass er schließlich das Gesicht des jungen Mannes erwischte. Es kitzelte. Fühlte sich so der Tod an, kitzelte er? Der junge Mann, sein Gesicht ließ vermuten das er ungefähr Ende zwanzig war, drehte sich zur Seite und traf unerwartet auf das Ende seiner Liegefläche, sodass er von dem Feldbett fiel und auf den harten, kalten Boden der Halle traf. Blinzelnd öffnete Kiryu Sho die Augen. " Stein... " flüsterte er und fuhr mit den Händen über das Material des Bodens. Ungläubig sah er schließlich auf seine eigenen Hände, richtete sich auf und betrachtete seinen geschundenen Körper. Wo war er? Sollte er nicht tot sein? Ehrenhaft im Kampf gegen den Espada gestorben, seine große Liebe beschützend? War es nicht so gewesen? Nicht lange war der Kampf gegen Eyden Kyll, den ehemaligen Tres Espada, her, die Wunden des Kampfes schmerzten, doch waren überraschenderweise mit Verbänden verschlossen. Langsam hiefte sich Sho hoch, stand auf den wackeligen Beinen und setzte sich auf den Rand der Liege, auf der er die letzte Zeit verbracht hatte. Sein Blick wanderte durch die große Halle, er versuchte auszumachen wo er war, und vor allem ob noch andere Personen anwesend waren. Dies war definitiv nicht die Soul Society, auch nicht der Magen eines Arrancars. Was war geschehen? War er gerettet worden? Der für tot erklärte Vizekommandant sprang auf, nur um kurz darauf von seinen Beinen wieder zum sitzen gezwungen zu werden. Sanft strich er über die Verbände, riss dann an jedem einzelnen und warf ihn vor sich, betrachtete dann das Ausmaß seiner Wunden. Viele Narben würde er tragen, nachdem sie verheilt waren, soviel war sicher. Besonders einen seiner Arme hatte es erwischt, lange Zähne hatten sich in ihn gebohrt und Teile seines Fleisches herausgerissen. Lediglich diese Stelle verband er wieder, traute sich dann langsam auf die Beine. " Ist hier jemand? " Er ging einige wackelige Schritte auf eine Säule zu, an der er sein Zanpakuto fand. Er ergriff es und band es sich an die zerrissene Kleidung, von seinem Schwertgeist gab es keinerlei Reaktion. " Wo bin ich hier nur " flüsterte der Shinigami und trat in die Mitte der Halle. " Hallo? " hallte es im leeren Raum während Sho sich umsah. Es war dunkel, nur einige wenige Fenster ließen Licht in das innere der Halle, die wohl leerstand und deshalb viel Platz bot. Ein schweres Tor verschloss den Eingang und Sho war sich sicher, das er wohl in seinem aktuellen Zustand keinesfalls den Riegel bewegen könne. Er brauchte einen Heiler.

[Nach dem Timeskip]

Zwei Wochen war es nun her, seitdem Jin den mysteriösen Shinigami vor dem Espada gerettet hatte. Das war eigentlich nur möglich gewesen durch das Opfer eines anderen Shinigami, nichsdestotrotz hätte der Arrancar es wohl bemerkt, wenn der Blauhaarige dort immer noch gelegen hätte, nachdem er sein grausames Mahl vollzogen hatte.
Es war nicht allzu schwer gewesen. Der Kampf war so offensichtlich gewesen wie ein riesiges Leuchtfeuer. Wenn auch mit Angst in der Brust hatte Jin sich dorthin begeben, in der Hoffnung helfen zu können. Doch gegen diesen Arrancar wäre er machtlos gewesen.
Sein einziger Beitrag war die Rettung dieses Shinigami. Ein kläglicher Erfolg, wenn man die übrigen Opfer betrachtete.
Als der Vizard heute mit seinen Einkäufen in die dunkle Halle zurückkehrte, hörte er ein "Hallo?" durch den Raum hallen.
Erschrocken verharrte Jin. Konnte er davon ausgehen, dass sein unfreiwilliger Gast jetzt wach war. Unsicher betätigte er den Lichtschalter, um Licht ins Dunkel zu bringen.
Als er ein paar Schritte im Licht vortrat, sah er den Blauhaarigen an einer Säule stehen, in Richtung des großen Tores blickend. Jin jedoch war durch den Nebeneingang gekommen, der weitaus verborgener war.
"Du... du kannst doch nicht einfach die Verbände abnehmen!", rief Jin entsetzt aus und lief auf den Shinigami zu. Dieser sah immer noch elendig aus, vor allem jetzt, wo er die Verbände abgenommen hatte, die Jin in mühevoller Kleinarbeit angebracht hatte.
Als er näher kam, realisierte er, dass dieser Shinigami ihm gegenüber misstrauisch sein würde - Jin war es ohnehin, hielt den Shinigami in diesem Zustand jedoch nicht für eine Gefahr.
Und daher machte er in diesem seltenen Fall den ersten Schritt:
"Du solltest dich wenigstens hinsetzen. Es ist gerade mal zwei Wochen her, seit du diese Wunden aus dem Kampf getragen hast.", empfahl Jin seinem Patienten.
Um diesen zu beruhigen, fügte er hinzu:
"Ich bin Jinkaku, Jin reicht aber aus. Keine Sorge, ich... tu dir nichts." So seltsam es auch in seinem Munde klang, jemand anderen von Jin's Unschuld und Freundlichkeit zu überzeugen.
"Ich hab' dich nach deinem Kampf hergebracht. Du warst übel zugerichtet, aber das Schlimmste sollte jetzt vorbei sein. Du solltest es aber besser nicht übertreiben."
Jin stellte die Einkäufe in der Vorratsecke ab, die eine kleine Küche beherbergte und nahm sich zwei Flaschen Wasser. Die eine reichte er dem Shinigami. Dabei versuchte Jin so etwas wie ein Lächeln hinzubekommen, doch vermutlich sah dies eher aus wie der krampfhafte Versuch vertrauenswürdig auszusehen.

Instinktiv hatte Sho sein Zanpakuto gezogen, hielt das Katana mit beiden Händen wackelig in die Richtung des Neuankömmlings. Licht erhellte die Halle, seine Augen brauchten kurz um sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Der Shinigami zitterte, das Schwert klirrte leise in seinen Händen und misstrauisch betrachtete er Jinkaku, der näher kam und entsetzt darüber war, das der Vizekommandant seine Verbände abgenommen hatte. Langsam sank das Schwert des Shinigamis, es rutschte zurück in die Schwertscheide und Sho lockerte seine angespannte Haltung ein wenig. Tatsächlich sollte er sich wieder setzen, er war sehr wackelig auf den Beinen, die Anstrengung ließ ihn zittern, seine Muskeln wollten nicht so ganz wie er es gewohnt war. Also ließ er sich wieder auf das Feldbett hinab, lehnte sich an der Wand an und beäugte den anderen, der ein paar Tüten an einer Küchenzeile abstellte, und schließlich mit zwei Wasserflaschen zu ihm kam. Eine der Flaschen nahm er entgegen, öffnete sie und ließ einige große Schlücke des kühlen Nass seine Kehle hinunterfließen. " Jinkaku? Funso Jinkaku? " Sho hatte von dem Vorfall in der 12. Divison gehört, er war einer der Gründe gewesen, warum die neuen Sicherheitsverträge eingesetzt worden. " Du bist ein Flüchtling der Soul Society, sehe ich das richtig? " Sho stellte die Flasche neben sich ab und betrachtete den anderen. Ja, das war zu hundert Prozent der Flüchtling von vor einigen Jahren. " Mein Name ist Kiryu Sho, Vizekommandant der... " er hielt inne. War er noch Vizekommandant? Nein, man hatte ihn sicherlich für Tot erklärt, immerhin hatte Azami es mit angesehen. Azami! Er musste sofort zu ihr. " Mir ist egal was für ein Verbrechen du begangen hast oder auch nicht. Ich verdanke dir mein Leben, so wie es aussieht. Aber viel wichtiger ist das ich so schnell wie möglich in die Soul Society muss. Hast du hier in der Nähe ein Senkaimon? " Er schätzte sich selbst nicht stark genug ein, als dass er jetzt ein Senkaimon öffnen könnte, aber hier in der Menschenwelt musste es doch jemanden geben, der ihm diesen Wunsch erfüllen konnte.

Zusammen mit dem Shinigami nahm Jin auf dem Boden Platz und lauschte seinen Worten. Dann jedoch, für einen kurzen Moment, verwandelte sich der Gesichtsausdruck des Vizard in blankes Entsetzen. Der Blauhaarige, der sich wenig später als Kiryu Sho vorstellte, hatte von ihm und seinen "Verbrechen" gehört.
Es kam selten vor, dass Jin seine tiefe Verachtung zeigte, doch in diesem Moment fiel es schwer sich zurückzuhalten. Seine Bewunderung für die Gotei 13 schwand, sein Wunsch dorthin zurück zu kehren trat in den Hintergrund.
Er nahm einige Schlücke aus der Wasserflasche, dann drehte er sie wieder zu.
Mit gesenktem Kopf erhob er die Stimme:
"Flüchtling? Verbrechen? Lächer... lich.", meinte er dann nur, und die Verachtung in seiner Stimme war deutlich zu hören. Doch Jin fing sich. Sho war unwissend. Woher sollte er das Wissen haben das Ganze zu beurteilen?
"Wenn das die Fakten sind, die die Gotei 13 über mich hat, ist es kein Wunder, dass ich hier in Einsamkeit versauere. Aber wieso auch nicht? Bevor du mich um einen Gefallen bittest, höre die volle Wahrheit.", sagte er dann etwas ruhiger.
"Ich bin kein Flüchtling. Nicht wirklich jedenfalls. Zum Zeitpunkt meines... Austritts aus der Gotei 13 war ich in der Menschenwelt. Ich erspare dir die Details. Jedenfalls... wurde ich hollowfiziert und bin jetzt das, was man einen Vizard nennt. Ein Mischwesen. Ich weiß nicht, was das für Verbrechen sein sollen. Der Wunsch von einer Krankheit geheilt zu werden? Der Wunsch an den einzigen Ort der Akzeptanz zurück zu kehren? Ich war nie etwas anderes als ein Shinigami. Vom Wesen her etwas anderes, doch mein Herz gehörte immer den dreizehn Schutztruppen. Aber so etwas wie ich hat dort keine Chance. Ist verhasst. Verachtet. Gehört eingesperrt."
Während Jin sich in Rage redete, richtete er sich auf.
"In deinem jetztigen Zustand wäre eine Reise in die Soul Society äußerst unsicher. Hinzu kommt, dass es momentan wohl einige Schwierigkeiten draußen gibt. Hollow und Shinigami spielen verrückt. Ich kann ein Senkaimon öffnen, aber... es ist dann keine gesicherte Verbindung, das sollte dir klar sein."
Der letzte Teil deutete klar auf die Verteidigungsmechanismen im Dangai hin. Sowas sollte nicht unterschätzt werden. Etwas unstet und rastlos ging Jin umher, dann letztlich holte er sich einige Sandwiches aus der Küchenecke, platzierte sie auf einem Teller und kehrte zu Sho zurück.
Dort angekommen ließ er sich wieder nieder und stellte den Teller vor Sho.
"Iss. Du müsstest Hunger haben. Ich habe dich die zwei Wochen so gut es ging mit Wasser und Flüssignahrung versorgt, aber viel war das nicht. Es hat dich am Leben gehalten, mehr nicht. Wenn du willst, können wir auch ein gutes Steakhaus oder so etwas aufsuchen.", erklärte er.
Der Vizard hatte sich mehr um Sho gesorgt, als dieser glauben mochte. Nicht, weil er einen Gefallen erwartete. Es wäre wider seiner Natur gewesen nicht zu helfen. Und wenn er sich wirklich als Shinigami sah, war es auch seine Pflicht.

Aufmerksam vernahm der Shinigami die Worte des anderen, hörte ihn an und ließ sich erklären wie es tatsächlich ergangen war. " Hollowfiziert? Ja, in den Akten steht du hättest einige Zerstörung angerichtet. " sprach der blauhaarige und sah zu dem anderen empor. " Warum kam es nicht zu einer Unterredung mit der Generalkommandantin. Diese hätte im Falle einer Verurteilung einen großen Einfluss auf die Zentrale nehmen können und eben dieses Ende im Gefängniss verhindern können. " Im Zweifelsfall würde die Generalkommandantin Gnade vor Recht ergehen lassen, dessen war sich Sho sicher, sie war eine sehr nette Persönlichkeit und stets für das Wohl ihrer Schützlinge, den Shinigami, eingesetzt. Dann folgten die Informationen über seine Heimreise, und sein Blick wurde finster. Verdammt, er hatte Recht, die Verteidigung des Dangai würden ihn handumdrehend von der Bildfläche verschwinden lassen. Dankbar nahm er die Sandwiches entgegen, schlang eines nach dem anderen hinunter, vergaß zwischendurch beinahe das kauen. " Danke, was bringt dich dazu mir zu helfen? Mich gerettet zu haben? Schließlich bin ich ein Mitglied der Gotei 13, der Einheit die dich womöglich für lange Zeit ins Madennest stecken würde. " sprach er während er das Essen kurz unterbrochen hatte. Welchen Grund sollte Jin haben ihm zu helfen? Versprach er sich daraus eine Möglichkeit wieder die Soul Society zu betreten? Gab es überhaupt eine Möglichkeit ihn zu heilen? Sho wusste nicht inwiefern die 12. Division etwas an dieser Tatsache ändern könnte, oder ob sie ihn eher als ein gelegenes Forschungsobjekt ansehen würden. Bei diesem verrückten Haufen wusste man nie wie sie gerade drauf waren, sich an sie zu wenden, vor allem in solch einer Situation, glich einem verzweifelten Versuch.

Als Sho die Generalkommandantin ansprach, zuckte er nur mit den Schultern. Er kannte die neue Generalkommandantin gar nicht, wusste nicht, was sie für eine Person war. Daher schwieg er. Jin schwieg und sah seinem Schützling beim Essen zu.
Und Jin schwieg auch, als Sho ihm die Frage stellte, warum ihm überhaupt Hilfe zuteil wurde.
Erst nach einer ganzen Weile Stille erhob er die Stimme:
"Euer Kampf... war nicht zu übersehen. Und als ich ankam, fühlte ich mich machtlos. Hilflos. Erst hielt mich meine Neugier und mein Drang nach Wissen davon ab zu gehen, doch das Gefühl auf irgendeine Weise helfen zu wollen wurde viel stärker. Als wäre es mein Schicksal.
Bis zum Letzten hatte ich keine Ahnung, was ich hätte tun können. Ein Shinigami nach dem anderen starb, ohne dass ich von Nutzen war. Und als du dann dort so lagst, verletzt, ohnmächtig, konnte ich nicht anders als zu helfen. Egal, wie groß die Angst war, der Drang etwas Gutes zu tun war größer. Ich hätte dich niemals dort liegen lassen können. Und, nunja, als ehemaliges Mitglied der 12. Division reichte mein Wissen aus, um dich ausreichend zu versorgen."
Jin mochte nicht so aussehen, aber unter der Hülle des verunsicherten, unkontrollierten Vizards lag ein Genie verborgen, welches Zugriff auf eine riesige Menge an Wissen hatte. Und dieses Wissen hatte er in seiner Einsamkeit stetig steigern können.
"Nun, letztlich obliegt es dir deine Pläne für die Zukunft festzulegen. Solange du es möchtest, biete ich dir gerne meine Hilfe und mein Heim an.", meinte Jin dann, schon etwas zwangloser lächelnd.
"Du könntest warten, bis ein Shinigami auftaucht. Karakura ist ja nicht selten Schauplatz für die verschiedensten Konflikte. Oder du wartest, bis du fit genug bist, um im Dangai zu überleben. Es bleibt bei dir."
Schließlich stand Jin auf und nahm den Teller mit.
"Möchtest du noch mehr essen? Dann müsste ich etwas kochen oder etwas liefern lassen.", fragte er kurz, dann stellte er den Teller zum Spülen weg. Von dort aus ging er in den freien Raum der Halle, um einige Hindernisse zu einem schwierigen Parcours zu verbinden. Falls es Zeit und Umstände erlaubten, würde er nachher eine Runde absolvieren. Tägliche Übung hielt den Körper fit und Hollow und Selbstzweifel fern.
Für jemanden, der nicht auffallen will und sonst sehr schüchtern ist, redest du heute aber ganz schön viel, Guy, meinte eine ihm altbekannte Stimme.
Hattest du nicht gesagt du würdest mich vorerst in Ruhe lassen?, ging Jin genervt darauf ein. Für Lin hatte er gerade keinen Nerv.
Ganz ruhig, ich meinte das ausnahmsweise mal nicht böse, erwiderte der innere Hollow dann sichtlich aggressiver. Und dann hielt er auch wieder seinen Mund.

" Ich muss umbedingt in die Soul Society. Ich habe Personen die mir wichtig sind, und von denen ich nicht will, das sie denken ich sei tot. " sprach Sho nüchtern, als Jin ihm sagte es sei in seiner Hand, was er nun tun würde. " Aber wenn ich aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen des Dangais sterbe nütze ich ihnen auch nichts. Mir bleibt nichts anderes, als zu warten und auf eine passende Gelegenheit zu warten. Daher würde ich dein Angebot gerne annehmen. Kann ich mich hier irgendwie nützlich machen? Es wiederstrebt mir, hier einfach rumzusitzen und mich bewirten zu lassen. " sprach er dann die Worte aus, mit denen er gekämpft hatte. Sho war eigentlich ein recht stolzer Mensch, es kostete ihn einiges an Überwindung sich selbst zu gestehen, das er es nicht schaffen würde den Dangai zu durchqueren, und dass er auf Jins Unterkunft angewiesen war. Der Shinigami betrachtete seine Wunden, und den Verband den er vorsichtig wieder befestigt hatte. Wie lange es wohl dauern würde? Ein paar Tage? Eine Woche? Länger? Er wusste nicht genau, scheinbar hatte sich sein Zustand auf jeden Fall verbessert. " Unter wem hast du in der 12. Division gedient? Kunshi-taichou oder bereits Stein-taichou? " fragte er aus purem Interesse und sah zu, wie Jinkaku einen Parkour aufbaute, Sho selbst legte sich auf die Liege und schloss kurz die Augen. " Azami " flüsterte er leise. " Bald werde ich bei dir sein. " Zumindest hoffte er das es so sein würde, dass er schnell genesen war und die Soul Society betreten konnte. Dort würde er mindestens ein gutes Wort für den Vizard einlegen, soviel stand fest. Sein Dank gehörte ihm, und das wäre das mindeste, dass er für ihn tun könnte. " Azami, ich meine die rothaarige Frau die vom Schlachtfeld flüchtete. Weist du ob sie es geschafft hat? " erklang die Stimme des ehemaligen Vizekommandanten. Er war sich zwar sicher das sie es geschafft hatte, aber er brauchte eine Art Bestätigung.

Interessant. Jin hatte keine Personen mehr, die ihm wichtig waren.
"Hier ist eigentlich nie viel zu tun.", antwortete er dann, während er weiter aufbaute. "Dienlicher wäre es, wenn du dich für den Moment ausruhst."
Er setzte einige weiter Hindernisse auf, dann setzte er sich auf einen Balken und sah in Sho's Richtung.
"Ich diente unter Kunshi-taichou. Seine Konstruktion - oder der Fehler darin - machten mich zum Vizard. Aber ich höre raus, dass es inzwischen eine Neubesetzung gibt.", sprach er dann.
Sho's Erklärung an seine Liebste vernahm Jin jedoch nicht. Aber es hätte auch nichts geändert.
Die Frage nach dem Verbleib der Rothaarigen jedoch hörte er, und so antwortete er gewissenhaft:
"Ich habe keine Rothaarige gesehen, aber eben auch niemanden außer dir, der diese Schlacht überlebt hat. Vielleicht stand ich ungünstig, aber das ist alles, was ich weiß."
Jin hüpfte von seinem Sitzplatz.
"Wenn du Kraft genug hast dich zu bewegen und etwas zu tun, würde ich dir empfehlen deine Muskeln langsam zu beanspruchen. Vielleicht mit ein paar Laufrunden durch die Halle. Die Hindernisse sind für mich, die kannst du ignorieren. Bei Anzeichen von starken Schmerzen sag Bescheid, ich hab' Medikamente für dich."
Mit Jin's Wissen und seinem Können war es nicht schwierig gewesen aus örtlichen Krankenhäusern und Apotheken genau die Wirkstoffe zu besorgen, die er brauchte. Er war zwar kein Mitglied der vierten und konnte daher nicht mit Kido heilen, aber das Wissen um Medizin konnte man sich in der 12. Division sehr einfach aneignen - wenn man denn wollte.
Um Sho nicht ganz alleine laufen zu lassen, falls er es tun würde, begann Jin seine eigene Runde. Er stellte eine Eieruhr auf, um die Zeit zu messen, dann maß er sich selbst am Hindernisparcours. Es wäre eine Herausforderung dabei noch einen Plausch mit seinem Gast zu führen.

Sho nickte kurz. Ja, er hatte sie nicht gesehen, aber das hieß noch lange nicht das sie es nicht geschafft hatte. Langsam stand Sho auf, streckte sich ein wenig, dehnte sich. " Ja, ich denke es wäre sinnvoll das zu machen. " Dann begann er langsam eine Runde durch die Halle zu gehen, zuerst noch sehr wackelig, dann sicherer und schneller. In der zweiten Runde begann er zu joggen, seine Glieder schmerzten, doch jetzt hieß es Zähne zusammenbeißen und weitermachen. Die dritte Runde joggte er ebenfalls, sah ab und zu zu dem Vizard, der den Parkour in der Mitte der Halle absolvierte. Nach der fünften Runde blieb Sho kurz stehen, holte Luft, begann sich dann erneut zu dehnen. Einfach alles schmerzte, Sho war zu stolz um jetzt auf irgendwelche Medikamente zurückzugreifen. Er hatte sein Ziel fest vor Augen, und das trieb ihn an in die sechste Runde zu laufen. Azami. Immer wieder wiederholte er ihren Namen in seinem Kopf, lief weiter und zwar nur um sie wiedersehen zu können. Schweiß lief ihm über die Stirn und in der zehnten Runde war er dann vollkommen geschafft. Erschöpft ließ sich der Shinigami auf die Liege fallen, schnappte sich die Wasserflasche und trank sie in wenigen Zügen leer. " Das war doch für den Anfang schon ganz gut, nicht? " Ehrgeizig wie er war hatte er sich direkt zu Anfang an seine Grenzen getrieben. Langsam ließ er sich nach hinten fallen, atmete tief durch und schloss die Augen. Wenn er so weiter machte würde er innerhalb der nächsten Woche wieder fit sein, oder an seinen Schmerzen verrückt werden. Leicht lächelte Sho, so leicht war er nicht zu brechen. Langsam setzte er sich wieder auf und sah Jin bei seinem Parkour zu.

Jin schwieg auf die Frage des Blauhaarigen hin. Ob es gut war sich direkt auf diese Weise zu fordern, wenn man solche Wunden trug, war dahingestellt. Jedoch musste der Vizard zugeben, dass Sho Ehrgeiz und nicht zu verachtende Fähigkeiten besaß.
Was anderes hatte er von einem - ehemaligen - Vizekommandanten auch nicht erwartet.
Als Jin den Parcour letztlich in einer für ihn akzeptablen Bestzeit abgeschlossen hatte, war auch er kurzatmiger geworden.
Langsam fiel er in ein langsameres Lauftempo zurück, dann machte er einige Dehnübungen, um seinem Körper nicht zu schaden.
"Mmh...", begann er dann unsicher. "Ich weiß auch nicht, was ich jetzt tun soll. Ich habe eigentlich nie Gäste, schon gar keine schwer Verletzten. Und da ich selbst wenig zu tun habe, und den Tag eher mit Büchern oder sonst etwas verbringe, weiß ich auch nicht, was ich jetzt tun soll.", sprach er dann ehrlich aus, was ihm im Kopf herumging.
"Wie du vielleicht gemerkt hast, bin ich nicht der Typ für große Unterhaltungen, weil ich sowas irgendwie nicht am Leben halten kann. Ich bin nicht gesellig. Also: Bevor ich mich weiter unwohl dabei fühle so zu tun, als sei alles ganz normal, frage ich dich, was ich tun kann, oder was wir tun können, oder was auch immer."
Die Worte klangen seltsam, Unsicherheit schwomm darin. Aber jedes Wort war wahr gewesen. Und so schaute Jin seinen Gast erwartungsvoll an - und das war für ihn schon eine Leistung.

" Ich weiß nicht was wir tun können, ich möchte dir nicht unnötig zur Last fallen. Deshalb sollte ich so schnell wie möglich einen Weg finden in die Soul Society zurückzukehren. Hier in der Menschenwelt muss es sicher Shinigami geben, die auf sie aufpassen. Sobald ich einen gefunden habe, ist der Durchgang durch den Dangai vollkommen ungefährlich, und daher auch in meinem Zustand zumutbar. " Sho erhob sich aus seiner liegenden Position erst in eine Sitzende, dann in eine stehende, er entfernte sich einige Schritte von der Liege und beobachtete den Vizard bei seinen Dehnübungen. " Ich weiß, meine Chancen stehen schlecht, aus dem Blauen heraus einen solchen Shinigami zu finden, aber wenn ich untätig herumsitze und nicht versuche zurückzukehren, werde ich verrückt. Sollte ich einen finden, werde ich sofort mit ihm in die Soul Society zurückkehren, und bei der Generalkommandantin vorstellig werden, mitunter um dafür zu sorgen das du dort angehört werden kannst. Ich bin dir was schuldig, und sowas wäre wohl das mindeste was ich tun kann, nicht? " Der blauhaarige wandte sich von Jinkaku ab und ging einige Schritte durch den Raum, streckte sich ein wenig. Ja, vielleicht würde er Glück haben, wenigstens versuchen musste er es auf jeden Fall. Das Schicksal hielt es schon für richtig ihn leben zu lassen, an seiner Rückkehr würde es nun doch nicht scheitern, oder? " Ich denke ich werde eine Runde durch die Stadt gehen, ich bin mir sicher das ich hierher finden werde. Vielleicht finde ich so jemanden, und gebe dir ein wenig deiner Privatspähre zurück, die du in den letzten Wochen wohl für mich aufgeben musstest. " Mit zielgerichteten Schritten ging er auf die Tür zu, durch die der Vizard auch gekommen war. " Bis später.....und danke. " Er öffnete die Tür, und schon war er verschwunden. Wenigstens drei Stunden würde er suchen, danach würde er, wenn er erfolglos war zurückkehren. So würde er es von nun an jeden Tag machen. Trainieren, drei Stunden suchen, zurückkehren. Klang nach einem akzeptablen Plan, oder? So würde ihm zumindest nicht langweilig werden, und er könnte von sich behaupten das er versucht hatte einen Weg zu finden.


tbc: schlendernd durch Karakura

Jin zuckte nur mit dem Schultern, als Sho meinte, dass der Blauhaarige dem Vizard was schuldete.
Privatsphäre war nicht ganz etwas, was Jin als erstrebenswert erachtete, aber er ging nicht weiter darauf ein. Letztlich ließ er den Blauhaarigen einfach gewähren, sodass dieser also wie angekündigt aus der Halle verschwand.
Und dann war wieder Stille. Eine Stille, die ihn mehr als sonst beunruhigte.
Ein tiefer Seufzer durchbrach das Schweigen der Halle, dann begann Jin mit seinen Aufräumarbeiten. Hindernis für Hindernis stellte er wieder an seinen Platz zurück, er räumte andere Dinge wie Lebensmittel fort und richtete das dürftig hergerichtete Bett von Sho wieder her.
Im nächsten Moment meldeten sich die Sinne des Braunhaarigen. In unmittelbarer Nähe war eine Reiatsusignatur materialisiert, die von Hollow-Natur war.
Ausgehend von der Stärke, die Jin wahrnahm, vermutete er jedoch noch Schlimmeres.
Und so schnell, wie das Reiatsu aufgetaucht war, verschwand es auch wieder.
Jin selbst unterdrückte sein Reiatsu ja ständig, daher kam er schnell auf die Option, dass besagtes Individuum ähnliches tat - oder verschwunden war.
In jedem Falle war es seine Pflicht nachzuschauen, auch wenn Jin sich nicht sicher war, ob er gegen das bestehen konnte, was er dort draußen vermutete; nämlich einen Arrancar.

tbc: Breite Allee