Muskeln die Illusionen zerschmettern? Oder Illusionen, die Muskeln täuschen?

Arena: Auf dem Dach eines Hochhauses in Karakura Town bei… hm, immer nur Nacht ist blöd… sagen wir während einer Sonnenfinsternis!

Das schwarze Licht der Mondfinsternis schien herab auf die Stadt, welche am helllichten Tag in eine diffuse Dunkelheit gehüllt wurde. Auf dem Dach eines der höchsten Gebäude, unsichtbar für das Auge der in den Straßen unter ihnen verweilenden Menschen, hatten sich zwei recht ungleiche Individuen zu einem Kampf getroffenen. Der eine davon überragte den anderen bei weitem mit seinem gigantischen Körper, welcher nur einer Ansammlung aus dicken Muskeln zu sein schien. Vor allem der Oberkörper schien so kräftig gebaut zu sein, dass seine Beine alleine ihn nicht tragen konnten, weshalb er sich auf seine großen Fäuste stützte. Eng lag die Arrancaruniform an seinem Körper, so dass man deutlich die Kette sehen konnte, die unter der Kleidung um beide Arme gewickelt war. Das Gesicht, halb verdeckt von der Hollowmaske, neigte sich in Richtung des deutlich kleineren Geschöpfes. Wie Glühwürmchen leuchteten die gelben Punkte in den Augenhöhlen der Maske. Zwischen den Lippen des Kolosses schob sich ein Speichelstrom, welcher langsam sein Kinn herabfloss und auf das Dach tropfte.
„HUUUUUUUNGEEEEEEEER!!!!“, brüllte der Arrancar mit so großer Lautstärke, dass der Boden vibrierte. Ruckartig hob er einen Arm über seinen Kopf, wodurch sich einige Risse im Ärmel bildeten, um seine geballte Faust auf den Shinigami niederfahren zu lassen.

Welch schöne Sonnenfinsternis! Diese Mondfinsternis war einfach nur schön, sodass Jin beschloss sich sowas öfter anzusehen, wenn möglich. Es gab sicherlich häufiger Möglichkeiten für eine Sonnenfinsternis, wenn man nur richtig lebte und aufpasste, um diese Mondfinsternis auch mitzubekommen.
Aber genug der sinnlosen Wortklaubereien. Immerhin hatte seine Anwesenheit hier einen bestimmten Zweck. Er würde gegen einen Arrancar kämpfen - sah aber nur einen großen Affen, der sehr viel Spucke absonderte.
Das widerte selbst Jin stark an, der sich ja sonst mit extremistischen Meinungen zurückhielt. Vielleicht war die Meinung, dass dieses Wesen abartig war, ja auch gar nicht extrem.
Der dann folgende Ausdruck von Mangel an Essen ließ den Vizard unwillkürlich zurückweichen.
Der hält mich doch nicht für etwas Essbares?!, dachte Jin erschrocken. Die Frage erübrigte sich, als die geballte Faust des Wesens auf ihn herunterfuhr.
Mit einem ungeschickten Schritt seitwärts nach rechts konnte er dem Schlag irgendwie entkommen, taumelte dafür aber stark und fiel zu Boden.
"... Was hab ich dir getan?", fragte Jin fast schon mit ein wenig Bedauern in der Stimme.

Die Faust des Hünen ging ins Leere, um kurz darauf mit einem donnernden Krachen auf dem hartbetonierten Beton aufzuschlagen. Risse zogen sich über das Dach, während kleinere Splitter durch die Luft flogen. Vor Hunger durstend öffnete Nécrofago seine Hand, um einige der Betonbrocken aufzusammeln, welche er sogleich zu seinem Mund führte und anfing, auf ihnen herum zu kauen.
„Mmmh, lecker“, schmatzte der riesige Arrancar, als er den Beton mit seinen Zähnen zerkleinerte. Einige mit Sabber beschmierte Bröckchen fielen aus seinem Mund heraus zu Boden, als er den Kopf langsam zu dem nicht nur im Vergleich mit ihm schmächtigen Shinigami wandte. „Wasch du mir getan hascht?“, wiederholte er die Frage. Er legte den Kopf leicht schief, als müsse er selber darüber nachdenken. „Keine Ahnung“, meinte er schließlich, nachdem er den Beton heruntergeschluckt hatte. „Ich glaub, mir ist heut einfach nach Ente.“
Mit einem Ruck hob der gigantische Arrancar beide Arme über den Kopf. Seine Uniform wurde weiter um seine Ärmel in Mitleidenschaft gezogen, so dass noch mehr von der Kette, die um seine Arme gewickelt war erkennbar wurde. Auch an seiner Brust zeigten sich die ersten Risse, als sich der Stoff durch die Bewegung dehnte. Die leuchtend gelben Augen auf das kleine Shinigami-Geflügel gerichtete ging er einige Schritte auf diesen zu und ließ seine beiden Fäuste auf ihn niederfahren.

Nach Ente? Jin war keine Ente. Oder doch?
"Halt, Moment, nein! Der, den du suchst, ist ein anderer!", versuchte Jin zu retten, was zu retten war. Da war doch was gewesen, mit einer Ente, die eigentlich ein Rabe war. Oder Jin schmiss gehörig etwas durcheinander.
Mist!, schoss es ihm dann nur durch den Kopf, als die beiden Arme auf ihn hernieder fuhren.
Wie so oft in solchen Stereotypen war der Arrancar zwar stark, aber langsam.
So blieb Jin genug Zeit beide Hände zu erheben und sich einen besseren Stand zu verschaffen. Dann rief er:
"Bakudo #8. Seki!"
Gleich darauf erschien auch schon die hellblaue Kugel, die Necrofagos Angriff zurückwerfen sollte. Ungeachtet der Konsequenzen bereitete Jin aber schon die nächste Technik vor und startete damit einmal rein mit Kido.
"Hado #11. Tsuzuri Raiden!", beschwor er somit den Blitzstrahl und zielte genau auf den bulligen Körper seines Gegners.

Ruckartig wurden beide Arme des Arrancar wieder hochgeschleudert, als der Shinigami sie mit seinem Kido zurückstieß. „WAAAAAAH!“, rief Nécrofago, als sich seine Fäuste voneinander lösten und er seine Arme in V-Haltung von seinem Körper streckte. Das tat seinen Ärmeln alles andere als gut, welche sich nun zumindest im Bereich der Oberarme komplett bis zum Ellbogen auflösten. Als wäre darauf ein ureigener Instinkt in dem Fraccion erwacht brüllte dieser zornentbrannt aus voller Kehle, wobei er die Schultermuskeln leicht anspannte und so zwei weitere Löcher in seine Uniform riss.
Mit der rechten Faust schlug er nun erneut nach dem kleinen Geschöpf. Dieses Mal war die Geschwindigkeit seines Hiebes deutlich höher, und weil der Stoff der Uniform sie nicht mehr festhielt war die Kette leicht nach vorne gerutscht, als er zum Schlag ausholte. Automatisch hatte Nécrofago diese daraufhin mit seiner Faust umklammert, so dass er sie nun wie einen Schlagring um seine Finger trug. Als er seine Faust gerade nach vorne schnellen ließ traf der Schlag den Blitzstrahl des Shinigami, welcher direkt in die Kette einschlug. Die Elektrizität ging daraufhin einmal durch die Kette über seinen rechten Arm, um die sie geschlungen war, über seinen Rücken zu seinem anderen Arm, wo sie am losen Ende der Kette, welches nun Luft umherbaumelte in die Luft überging. Die statistische Wahrscheinlichkeit dafür war recht gering, aber nichts desto trotz geschah es so, dass der Angriff des Shinigami zufälligerweise abgewehrt wurde und nur kleine Fragmente der Elektrizität ein Kribbeln auf Nécrofagos Haut verursachten, während sich die Faust des Hünen weiter auf den Weg in Richtung seines Gegners machte.

"... ?!", entfuhr Jin aussagekräftiges Schweigen. War das Kido zu schwach gewesen für diese Art von Arrancar? Oder war es eine andere Form von Willkür gewesen, die sein Kido so ineffektiv gemacht hatte? Möglicherweise war es ja schlicht Jins eigene Unzulänglichkeit, welche noch durch den Frontaltreffer Necrofagos unterstützt wurde.
Der enorme Hieb traf Jin - wo, konnte man bei der Größe des Arrancar schwer feststellen. Zuerst wurde der Vizard nach unten gedrückt, dann nach hinten, was dazu führte, dass er unangenehm über den Steinuntergrund des Daches flog.
Keine Zeit für Spielereien, ich muss den Typen loswerden, schoss es Jin durch den Kopf. Synchron dazu zog er sein Zanpakuto.
"Rüste, Amatsumiko No Yoroi!", rezitierte er dann eilig, woraufhin sich das Schwert zugunsten der beiden Handschuhe auflöste und der Visor vor seinen Augen erscheinte. Einen solchen muskelfanatischen Kerl konnte man bestimmt mit ein paar Illusionen verwirren, doch erstmal würde Jin so zurückschlagen.
Mittels Shunpo tauchte der Vizard hinter seinem Gegner auf und schlug mit voller Wucht zu. Ziel war der Mittelpunkt des Rückens, sodass sich der ganze Körper im Idealfall durchdrücken würde.

Die Faust des Arrancar grub sich in den Körper des Shinigami und schleuderte ihn über das Dach. Gleich nachdem er weggeflogen war hüpfte Nécrofago auf und ab, wobei sein massiver Körper den Boden unter ihm leicht aufriss. „TREEEEFFFEEEEEEEER!“, rief er vergnügt. Seine Kehle gluckste vor Freude, während er hin und her hüpfte. „SEEEEEEHR GUT!! Fleisch schmeckt viel besser, wenn man es vorher weichklopft!“
In seinem Freudenausbruch überhörte er beinahe, dass sein Gegner sein Shikai entfesselte. Augenblicklich unterbrach er seinen kleinen Siegestanz, um den Shinigami genauer zu mustern. „Hm? Was’n das?“, fragte er mit Blick auf die veränderte Form seines Gegners. „Wieso trägste jetz‘ ‘ne Brille? Macht dein Shikai deine Augen schlechter oder so?“ Plötzlich verschwand der Shinigami aus seinem Blickfeld. „Hä? Ist deine Sehschwäche ansteckend?“
Ein stechender Schmerz in seinem Rücken ließ ihn einen primitiven Schrei ausstoßen. Sein gesamter Oberkörper krümmte sich nach hinten, zusammen mit seinem Hals, was dazu führte dass seine Augen gerade in den Himmel guckten. Nécrofago ballte seine Fäuste, worauf sich seine Arm- und Oberkörpermuskeln weiter anspannten. Seine Uniform wurde am Torso weiter lädiert, so dass sich nun ein großer Riss über seine kräftige Brust sowie über sein Kreuz zog. Die Ärmel wiederum lösten sich endgültig auf und regneten als weißes Konfetti aufs Dach. Nun konnte man deutlich erkennen, wie sich seine Kette um beide Arme schlang und seine schwelenden Muskeln scheinbar unter Verschluss hielt.
„NA WARTE, DU TEIGTASCHE!“, schrie der Arrancar. Die Kettenglieder, die um seine Faust geschlungen waren ratterten, als er sie lockerte und mit ihnen eine Schlaufe bildete. Mit dieser peitschte er hinter sich, wo er den Shinigami vermutete – ungeachtet dessen, dass er sich im schlimmsten Fall selber am Rücken schlug.

Direkt nach dem Treffer war Jin sofort wieder verschwunden, um in sicherem Abstand vor dem Arrancar aufzutauchen. Noch einmal würde er keinen kritischen Gegentreffer riskieren.
Noch während der Flucht nahm er die Ketten wahr, die alsbald auf ihn zugeflogen wären, hätte Jin sich nicht so schnell entfernt.
Dass sich die Kleidung seines Gegners stetig löste, ließ Jin einfach mal unkommentiert. Sein Hirn arbeitete, um zu überlegen, was er diesem Wesen vorsetzen konnte. Er war kräftig, aber nicht sonderlich klug. Und - so schien es dem Vizard - der Arrancar schämte sich nicht dafür.
Jin interpretierte es einmal als Stolz. Ausprobieren konnte er es ja einmal.
Noch einen Moment wartete er, dann ballte er die Fäuste wieder. Der Moment des Wartens sollte Necrofago wieder voll auf Jin konzentrieren.
Dann stürmte der Braunhaarige vorwärts, mit erhobenem Kopf und suchte den Blick des Kraftpaketes. Jin hob die rechte Faust, als wolle er zuschlagen, aktivierte gleichzeitig jedoch eine Illusion, sofern Necrofago ihm in die Augen blickte.
In diesem Fall würden die Muskeln des Arrancars stetig anfangen zu schrumpfen, bis er nur noch ein schmächtiges Wesen seiner selbst war. Jin hatte zwar Angst es würde den Protz nur noch mehr in Rage versetzen, aber vielleicht half es ihn noch unvorsichtiger werden zu lassen.
Falls er keinen Blickkontakt bekam, würde ein frontaler Schlag ausreichen müssen.

Mit einem lauten Klatschen schlug die eiserne Kette auf den Rücken des gewaltigen Arrancars. Als die harten Glieder auf sein Kreuz trafen schrie Nécrofago am Spieß, in einem so schrillen Tonfall, dass das Glas des Gebäudes auf dem sie standen anfing zu bröckeln. Was weiterhin bröckelte war der verbliebene Stoff an seinem Körper.
Steif stand der Arrancar für einen Moment auf der Stelle, die Kette über seinen Rücken hängend, den Kopf in Richtung Himmel gerichtet. Ruckartig senkte er seinen Kopf und blickte direkt auf den schmächtigen Shinigami. Seine gelben Augen glühten vor Zorn. „GUUUAAAAAAAAAAHH!!!“ Das Gebrüll Nécrofagos war lauter, wütender, und schmerzhafter als je zuvor. Die Vibrationen der Schallwellen ließen die Steinbrocken auf dem Dach tanzen. Der Hüne spannte seinen Körper an, worauf sich die Dicke seiner Muskeln noch einmal um einiges erhöhte. Die letzten Reste der Uniform an seinem Oberkörper zersprangen in tausende von Fetzen, so dass der Blick auf seine gewaltigen Brust- und Bauchmuskeln sowie sein Hollowloch frei war. Mit einem kräftigen Schwung seiner Oberarme schleuderte Nécrofago seine Kette zunächst in die Luft, bevor er sie in einer horizontalen Schwungbewegung einmal über das halbe Dach peitschte. Die Kraft in dem Angriff war stark genug um den Beton über den er sauste aufzureißen und so eine große Staubwolke aufzuwirbeln, unter welche sich eine rissige Kraterlandschaft bildete.
„SO, das hast du davon!“, gluckste der Arrancar vor Freude, sicher, dass seine Kette irgendeinen Teil seines Körpers getroffen hatte. Auf einmal überkam ihn ein komisches Gefühl. Die Intuition, dass etwas nicht stimmte wurde bekräftigt als er auf seinen Arm blickte, den er nach wie vor von sich ausgestreckt hatte. Verdutz beobachtete der Arrancar wie die baumstammdicken Muskeln seiner Arme begannen zu schwinden. „Höh?!“, rief er entgeistert. Gleichzeitig spürte er, wie auch die Muskeln an seinem Oberkörper anfingen zu schrumpfen. Und da er fast nur aus Muskeln bestand wurde der gewaltige Mann zusehends kleiner, und sein winziger Kopf sowie seine kleinen Beine schienen nicht mehr ganz so deplaziert in Vergleich zu seinem übermäßig großen Armen und Oberkörper. „H-hey, was passiert hier???“, schrie er voller Entsetzen. Rasch schwand die Muskelpracht des Hünen, hatte sich bald auf die Hälfte ihres ursprünglichen Umfangs reduziert. Als er sah und spürte wie seine beeindruckenden Kraftpakete sich nach und nach reduzierten wusste Nécrofago sofort, es gab nur eine logische Erklärung für sein plötzliches Schrumpfen.
Er musste dringend etwas essen.
Seine scheinbar kleineren Fäuste stemmte er gegen den Boden, während er sich mit dem Rest seines Körpers zurücklehnte. „HUUUUAAAAAAAARG!“, rief der Arancar, als er sich mit der Kraft nach vorne schleuderte und wie ein Frosch auf seinen Gegner zusprang, das Maul weit geöffnet, die ratternde Kette in den Händen haltend.