Halloween Event: Party

Niemand wusste genau, woher die Tradition kam und wer sie begonnen hatte, doch eines stand fest: Beide Parteien hielten sich daran, als sei es eine ewige Selbstverständlichkeit. Das einzige, was jedes Jahr aufs Neue Thematik leiser Zweifel wurde, war die … ‚Location‘; nicht etwa, dass Shinigami und Arrancar friedlich miteinander zechten und den eigenen Leuten reihenweise Streiche spielten, nein. Einzig der Ort des Geschehens bereitete gerade Neulingen ein wenig Kopfschmerzen.
Und wer konnte es ihnen verübeln?
Das erste, was man in der Akademie lernte, wenn man Senkaimon behandelte, war: Pack auch immer brav deinen Höllenschmetterling ein, ansonsten brauchst du ein Paar guter Beine, um durch den Ort von schrecklicher und nie endender Verderbnis zu gelangen.
Und nun feierten sie ausgerechnet dort eine Party?
Es klang absurd, doch alle Sorgen schwanden, sobald man den Dangai betrat und dieser schaurig schön erleuchtet wurde von unzähligen Kürbislaternen, die den Boden und – dank dem Erfindergeist der 12. Division – auch die Luft in zwielichtig Schimmer tauchten. Spinnenweben hingen von den Wänden, denen man nun noch viel weniger zu nahe kommen wollte, da diese überaus echt anmuteten und verdammt gut klebten, sobald man einen der herabhängenden Fäden zu spüren bekam. Auch säumten alte, klapprige und blätterlose Bäume den scheinbar endlosen Raum, deren Äste sich absurd in alle Richtungen formten und wie drohende Krallen unwirklicher Wächter der Dunkelheit den Spuk bewachten. Gräber säumten den Pfad, dann und wann rüttelte die frische Erde, setzte man den Fuß nur nahe genug – als hasche jeden Moment vielleicht eine knöcherne Hand nach jenen, die zu arglos den Nebel verhangenen Weg entlang staksten. Hie und da leuchteten Augen im schwammigen Dunkel auf, flackerten, verschwanden, sobald man ihnen zu nahe kam und von irgendwo heulte der Wind leis und kläglich, sodass er selbst gestandenen Kämpfern einen Schauer über den Rücken jagte.

Man vergaß fast, wo man sich befand und welch Mühen von der zwölften Division auf sich genommen wurden, um für die hier viel längeren Stunden zu verhindern, dass die Wände alle Reiatsuquellen auffraßen, da nämlich diejenige Division, die für die Dekoration verantwortlich war, ebenso tolle Arbeit geleistet hatte.

Je weiter man in die Mitte gelangte und sich durch den knöchernen Wald kämpfte, der hie und da von geisterhaften Lichtern oder Kürbislaternen beleuchtet wurde, desto näher kam auch das schummrig warme Leuchten eines Feuers, das die Schatten in der Ferne weit und grotesk zappeln ließ. Auch der Duft von allerlei Köstlichkeiten stieg einem in die Nase, die nahe des Zentrums auf kleinen Flammen frisch geröstet wurden oder sich auf eindrucksvollen Buffetanlagen türmte. Skulpturen aus grünem Eis schnitten schauerliche Fratzen, schmeckten nach gefrorenem Waldmeisterwackelpudding und gegrillte Spezialitäten sahen aus wie Spinnen und Käfer und andere Dinge, die man besser nicht in den Mund nahm – und wenn doch, schmeckten diese nur harmlos nach Hühnchen, die mit knuspriger Marinade bestrichen waren. Und plagte einen dann die Langeweile, sorgten einige Stände fachgerechter Jahrmarktkunst im schaurig schönen Gruselgewand für die nötige Abwechslung, bei denen es absurde aber auch kitschig niedliche Geschenke zu gewinnen gab, mit denen im Endeffekt doch keiner auf lange Sicht was anfangen konnte, außer im ehrenwerten Wettkampf zu beweisen, wer die größte Klappe hatte, wenn es dann ans Äpfel schnappen aus dem großen Wasserbottich ging.

[Die Gestaltung der Party darf gerne nach eigenem Ermessen ausgeschmückt, erweitert und um eigene Ideen bereichert werden, sofern sie zum Thema passen ♥]

Halloween war ihr die liebste Zeit des Jahres. Reika liebte einfach alles Gruselige, und damals in der Menschenwelt hatte sie die ganze Nacht damit verbracht, Horrorfilme im TV anzuschauen bis morgens das erste Vogelgezwitscher in den Bäumen erwachte. Heutzutage als Shinigami musste sie sich leider ausschließlich mit Büchern begnügen, aber diese beflügelten die Fantasie ja in der Regel doch etwas besser.
So hatte sie auch versucht aus der klassischen Verkleidung als Hexe, für die sie ihre roten Haare natürlich prädestinierten, das Beste herauszuholen. Den Anfang hatte grüne Schminke gemacht, die ihrer sonst so gebräunten Haut einen ungesunden Ton gab, der zwischen leichenhaft und giftig wankte; je nachdem wie das Licht darauf fiel. Dunkle Augenränder und Falten hatte sie sich mit reichlich Make-Up aufgetragen und sich sogar zwanzig Minuten lang mit blutroten Kontaktlinsen abgemüht, während die künstliche lange Nase mit Warze drauf vergleichsweise einfach mit einem dünnen, kaum sichtbaren Gummiband ums Gesicht zu spannen war. Auf zwei, drei Ecken des Schopfes waren synthetische Spinnenweben gesprüht worden, die derart gut klebten, dass sie mühelos einige kleine Plastikspinnen hineinsetzen konnte. Für das eigentliche Kostüm hatte sie sich in die Menschenwelt begeben müssen und war nach unzähligem Durchblättern von Katalogen und Prospekten auch fündig geworden; ganz zu schweigen von dieser tollen Erfindung namens Internet, die ihr ungemein half. Von dort hatte sie die abgewetzten Stiefeletten bekommen; im klassischen Look mit schmalem Absatz, langen Schnürsenkeln und breitem zurückgeklappten Kragen, aus dem dann die schlanken Beine mit den schwarz-grün gestreiften Überkniestrümpfen entsprangen. Darüber thronte ein mittelgroßer Reifrock, dessen dunkler Stoff abgefleddert war und der durch zusätzliche Querstreben wie ein großes Spinnennetz wirkte, das zum unteren Saum hin immer deutlicher zum Vorschein kam. Dank weiterer künstlicher Weben ging es nahtlos über zum Oberteil, das die Taille mit einem engen Korsett umschnürte und bis zum Halse reichte, das in einem mittelalterlichen Rüschenkragen endete. So ordentlich das klang, wurde es jedoch mit reichlich Fetzen verziert, die wie Felle und Tierhäute anmuteten; manches Mal sogar in kleine Beutelchen gedreht, aus denen gläserne Phiolen lugten, deren Inhalte in allen möglichen Farben glommen. Der Stoff der Kleidung selbst wirkte an einigen Stellen wie ein ausgewaschenes Muster an Totenköpfen, die jedoch hin und wieder ihre steifen Fratzen bleckten, wenn nur ein schummriger Schimmer im rechten Winkel darauf landete. Die Ärmel waren überaus lang und zottelig an den Enden, verdeckten die Hände Reikas die meiste Zeit – was definitiv auch besser so war, denn ansonsten zeigten sich lange, wuchernde, knorrige Fingernägel, deren Ankleben mehr Zeit beansprucht hatte, als den Rest des Kostümes anzuziehen. Das i-Tüpfelchen bildete natürlich der Hexenhut, welcher passend zum Outfit ähnlich lädiert anmutete, insbesondere durch den ungleichmäßigen Schleier aus Spinnenfäden, der an der Krempe herabfiel. Ryuuzaki aus der 12. war sogar so nett gewesen, ihr eine Lichtquelle in die Spitze einzubauen, sodass hin und wieder eine fiese halloweenische Grimasse an der Front aufloderte.

An Sorgfalt war das Ganze also nur schwerlich zu überbieten; der Originalität wurde allerdings spielend ein Schnippchen geschlagen, wie ihr Boss ansehnlich unter Beweis stellte. »…Denk dran: Angucken, aber nicht anfassen. Dazu zählt auch nicht anknabbern.«, griente sie ihrem persönlichen Teufelchen für den heutigen Abend entgegen, hinter dessen gelben Augen merklich unrühmliche Gedanken keimten, als die Generalkommandantin vorbeizog. Shen wurde allerdings kurz nebensächlich, als sie den leichten Zug an ihrem langen Ärmel bemerkte.
»Heeeh.«, meinte sie mit anerkennend tiefer Stimme, »…da ist ja unser Gruselcowboy.« - natürlich hatte sie eher den Drang, den Jungen ständig zu herzen und zu knuddeln, weil er so eine knuffige Erscheinung war mit seinem großen Cowboyhut, den Plastikrevolvern und vor allem dem falschen Bart, aber sowas war für einen jungen Mann leider sehr unangebracht, der in solch einem männlichen und angsteinflößenden Kostüm steckte!
»Hast du gut hergefunden? Ich hab gehört, ein paar Shinigami sollen schon auf dem Weg hierher verloren gegangen sein.« - den Wahrheitsgehalt dieser Aussage ließ man dabei lieber nicht weiter erläutert. Niemand wusste genau, was die Zwölfte mit dem Kouryuu angestellt hatte, dass es an Ort und Stelle blieb und niemanden aktiv mehr verschlingen wollte, aber es gab die ausdrücklich Anweisung, sich der schleimigen Wand hinter der Deko dennoch nicht zu sehr zu nähern.

Langsam füllte sich das Gelage mit Gesichtern, die ihr zumindest etwas vertraut waren – zum einen natürlich ihre Kommandantin, dann die junge Mama aus der Sechsten, an die sich wohl jeder erinnerte, der einmal in ihre Nähe gekommen war (schließlich war es mehr als beachtlich, ein kleines Kind und die Shinigami-Pflichten unter einen Hut zu bringen … wobei Reika prinzipiell durchaus wusste, wie sich das anfühlte. Schließlich hatte sie selbst gleich zwei Kindsköpfe zu versorgen; der eine unterstand ihr als vierter Offizier und Sekretär und brabbelte gerade teuflisch vor sich hin … und dem anderen hatte man doch tatsächlich eine ganze Division unterstellt. Ihre (alte) Division. Und der benahm sich manchmal wie ein Vierjähriger; besonders, wenn er wieder zu viel getrunken hatte…)
Ach ja, und Akito. Nun ja. Den erkannte man allerdings nicht als solchen, weil der sich ganz unkenntlich in eine riesige Killertomate verwandelt hatte, was sogar Reika einen beeindruckten Blick abnötigte. Dann kicherte sie ob der ganzen schönen Details und der eigentlichen Absurdität des Outfits, ehe plötzlich ihre Kommandantin dezent ins Bild geschwankt kam und sich mit hungrigem Blick dem Unbekannten näherte. »Ihr scheint Euch köstlich zu amüsieren,Taich-« - doch das blieb ihr noch im Halse stecken, als sie bemerkte, wie köstlich tatsächlich. Ein paar Mal blinzelte sie großäugig und schien sogar zum Wort anzusetzen, ließ das allerdings dann doch … an einem Tag, da sich Arrancar und Shinigami friedlich gesonnen waren, machte wohl auch ein großer Bissabdruck im Kostüm einer Riesentomate nicht viel aus.
»…ich…hol uns was zu trinken.«, wandte sie aus dem Mundwinkel an Shen, der sich glücklich wähnen konnte, die Aufmerksamkeit von gleich zwei süßen Hexen genießen zu können. Die dritte im Bunde stakste nun also hinfort in Richtung der Fressalien und Spirituosen, als sie bemerkte, wie ein geradezu ungeheures Kostüm sich durch die Menge lavierte. Zunächst betrachtete sie in Erstaunen die gut geölte Verkleidung des kopflosen Reiters und zollte innerlich derjenigen Person Respekt, die sich das ausgedacht hatte … doch als sie erkannte, was der Herr oder die Dame in der Ritterrüstung als Schwert zusammengebastelt hatte, klappte ihr die Kinnlade auf. Wenn Shisui hier auftauchte, könnte das eine ... sehr nette Reunion werden.