Schwertkampfstunden

Vor vielen, vielen Jahren, noch bevor Kenjiro und Sora überhaupt Shinigami wurden, trafen sie schon aufeinander.
Als Tochter einer Familie ärmeren Verhältnisses war es deren größter Wunsch Sora Beziehungen und Fähigkeiten zu verschaffen, damit sie auf die Shinigami-Akademie gehen könne.
Kenjiro, der zu dieser Zeit schon äußerst talentiert im Umgang mit dem Schwert war, sollte Sora nun unterrichten.
Es war eine Übereinkunft der Eltern, zugunsten der eigenen Interessen.
Kenjiro's Vater hatte so für seinen Sohn eine Trainingspartnerin gefunden, und Sora's Eltern sahen da die Möglichkeit ihr Kind für die Akademie fit zu machen.

So stand Kenjiro also wartend auf einem kleinen Trainingsplatz, dessen Boden aus Holzdielen bestand. Er wartete auf Sora, stand dabei einfach nur auf dem Platz und starrte durch die Gegend.
Eine langsame Bewegung seines Kopfes, dann hatte er die Augen gen Himmel gewandt.
"Sieht nicht nach Regen aus, heute.", murmelte er enttäuscht.
Als er die junge Dame kommen hörte, wandte er sich zu ihr um, setzte sein überzeugendstes Lächeln auf.
Er legte die linke Hand an seinen Hinterkopf, schloss fast die Augen.
"Ha, entschuldige mein Durch-Die-Gegend-Starren. Du musst Miharu Sora sein, richtig? Ich bin Fudo Kenjiro, aber du kannst mit Rein nennen. Das ist bedeutend kürzer. Bleibt dir überlassen.", begrüßte er sie.
Sein Vater hätte vielleicht erwartet, dass er sie mehr von oben herab behandeln würde, oder gar eine Höflichkeitsformel erwarten würde, doch Kenjiro hielt davon nichts. 
"Hast du ein Übungsschwert aus Holz mitgebracht oder... brauchst du noch eines?", fragte er dann nach.
Sora sah durchaus nicht schlecht aus, jedenfalls empfand Kenjiro das so. Er hatte selten mit Frauen seines Alters zu tun, was ihn aber nicht sonderlich kümmerte. Er machte da keine Unterschiede in den Geschlechtern.

Sora war auf dem Weg zum Schwertkampftraining. Ihre Eltern wollten, dass sie den Umgang mit dem Schwert lernte, damit sie es auf die Shinigami Akademie schaffte um das Ansehen ihrer Familie zu steigern.
Sie sah bereits den kleinen Trainingsplatz vor sich liegen, der ein ganzes Stück entfernt von ihrem Wohnort lag.
Sie war nervös, obwohl das ansonsten nicht ihre Art war, aber sie wusste nicht was genau auf sie zukam und wollte auf keinen Fall einen schlechten Eindruck hinterlassen. Sie strich sich noch mal ihre Kleidung glatt, holte tief Luft und betrat den Trainingsplatz.
"Hallo, freut mich dich kennen zu lernen... Rein" antwortete sie auf seine Begrüßung. Sie zögerte kurz ob sie ihren Trainingspartner nicht lieber höflicher ansprechen sollte, entschied sich aber instinktiv dagegen. Sie lächelte Rein an und musterte ihn kurz, bevor sie ihr Holzschwert hervor holte und dankend sagte: " Danke für das Angebot, aber ich habe selbst ein Übungsschwert mitgebracht". Ihre Nervösität legte sich ein wenig und sie sah sich auf dem Platz um, der ziemlich leer war und genügend Platz zum kämpfen bot. "Wollen wir beginnen?" fragte Sora voller Erwartung.

"Natürlich wollen wir beginnen.", meinte Kenjiro grinsend. Langsam ging er auf sie zu, dann nahm er ihr mit Bestimmtheit das Übungsschwert ab. Ob sie sich nun wehrte oder nicht, Kenjiro war sich da sehr sicher.
Kurz begutachtete er es, schwang es zweimal langsam durch die Luft, dann gab er es ihr wieder.
"Gut, das sollte genügen.", meinte er dabei.
Er holte sein eigenes Übungsschwert aus Holz hervor. Immerhin wollte er Sora nicht verletzen.
"Fangen wir einfach damit an, dass du versuchst mich mit dem Schwert zu treffen. Und ich werde deine Schläge parieren. Dabei solltest du... das Schwert als Verlängerung deines Armes sehen. Sieh es nicht als etwas Schweres, was in der Hand liegt, oder als ein Beschwernis. Du musst durch stetes Training dazu kommen, dass dein eigenes Schwert dir ganz natürlich zum Körper zugehörig erscheint."
Letztlich war das das ganze Geheimnis. Sobald sie soweit sein sollte, musste sie ohnehin ihren eigenen Stil finden, aber bis dahin konnte er sie, was die Technik betraf, anleiten.
Vielleicht lag ihr der Schwertkampf auch gar nicht - oder sie kämpfte lieber mit einer anderen Waffe. Das blieb abzuwarten.

Als er ihr das Übungsschwert aus der Hand nahm, wusste sie im ersten Moment gar nicht wie ihr geschah. normalerweise hätte sie sich bestimmt gewehrt, aber sie war einfach zu überrascht. Als er Sora das Schwert zurückgab, war sie sie sich sicher dass sie wahrscheinlich auch keine Chance gehabt hätte sich zu wehren als Kenjiro ihr  das Schwert aus der Hand nahm. Er war schließlich stärker und besser als sie.
Aufmerksam hörte sie zu was Rein ihr erklärte. " Na dann mal los" sagte sie motiviert. Sie musterte ihr Schwert und nahm es in die rechte Hand. Sora spürte das glatte Holz des Übungsschwertes als sich ihre Finger um den Griff schlossen.
Das Schwert, als Verlängerung des Arms, schoss es ihr durch den Kopf. Konzentrier dich , ermahnte Sora sich selbst, versuchte ihr Holzschwert auszubalancieren und blickte Rein an. Sie hob ihr Schwert, trat dabei einen Schritt nach vorne auf Rein zu und zielte auf seinen ungeschützten Arm.
Sie wusste, dass er ihr maßlos überlegen war, aber in dem Moment, als sie das Schwert hob, konzentrierte sie sich nur darauf ihr Ziel zu treffen.
Das Schwert schwang durch die Luft in die Richtung wo sich Kenjiros Arm befand und wartete darauf was passierte.

Locker, dennoch konzentriert, stand Kenjiro da und wartete.
Einen Moment lang schien es, als würde Sora sich sammeln, dann attackierte sie tatsächlich. Ziel des Angriffes schien sein Arm zu sein.
Geübt riss er also den Schwertarm herum, drehte die Hand ebenfalls um und nutzte das Schwert, um den Angriff zu parieren, indem es senkrecht nach unten zeigte.
Mit ein wenig Druck beendete er das Aufeinandertreffen der beiden Klingen, und schob so Sora's Schwert weg.
"Gar keine dumme Idee die ungeschützten Stellen zu attackieren. Letztlich jedoch liegt jeder Körperteil eines Schwertkämpfers in einem Bereich, den er mit seinem Schwert schützen kann - oder er weicht aus.", erklärte er ruhig.
"Klingt ganz schön hoffnungslos, hm?", meinte er dann mit einem Lachen und legte den freien Arm an seinen Hinterkopf, wie er es oft tat.
"Der Trick ist Angriffe zu verbinden und dadurch eine Chance zu bekommen die Defensive des Gegners zu durchbrechen. Denn auch wenn ich dich mit einem einzigen Angriff attackieren würde, könnte ich vermutlich nicht treffen. Denn ein einzelner Standardangriff ist zu gut zu durchschauen. Wenn du einen einzigen Angriff vollführst, dann bitte etwas Besonderes.", fügte er noch an.
Er ging gerade wieder in seine Position, da hielt er kurz inne.
"Ah, eine Sache noch.", meinte er dann und kam auf sie zu. Schnell stellte er sich hinter sich und griff seitlich an ihre Schwerthand.
"Halt es fester umschlungen.", gab er ihr den Rat und schloss ihre Finger enger und fester um das Schwert.
"Und halte es weiter oben, damit du mit der anderen Hand ebenfalls zugreifen kannst."
Wie auf Stichwort griff er nach ihrer linken und legte sie an den Schwertgriff, unterhalb der rechten Hand.
"Mit beiden Händen geführt kannst du ein Schwert für den Anfang um einiges sicherer halten und dabei schneller und kräftiger zuschlagen."
Einen Moment noch verharrte er so in der Position hinter ihr, in welcher er ihr die richtige Haltung verdeutlichte.
Instinktiv begann Sora auch sich leicht nach vorne zu beugen und die Beine so zu stellen, wie Kenjiro es tat. Damit bekam sie einen sichereren Tritt und konnte einfacher vor- und zurückgehen.
Als ihm einfiel, dass es einer Frau wie Sora vielleicht peinlich war, wie er so dastand, ließ er ruckartig von ihr ab und begab sich wieder in seine Position.
"Also, nächster Versuch. Und diesmal ein paar mehr Versuche.", meinte er grinsend.

Ihr Schlag mit dem Schwert traf auf Wiederstand, doch es war nicht Reins Arm, auf den Sora gezielt hatte, sondern sein Schwert, mit dem er ihres mit einer leichten Bewegung zur Seite schob.
" Verdammt", murmelte sie. Sora hatte zwar nicht erwartetet dass sie ihn mit dem ersten Schlag treffen würde, aber dass er sie so leicht abblockte...
Doch Kenjro, ließ ihr keine Zeit groß zu zweifeln, aufmerksam hörte sie zu was er ihr erklärte, dass sie versuchen musste die Verteidigung des Angreifers mit mehreren Schlägen zu durchbrechen.
"Doch wie sollte sie das bloß angehen?"... Sie überlegte grade, wie sie Rein dieses Mal angreifen sollte,  " vielleicht zuerst mit einem ähnlichen Schlag wie den ersten? Dann weiß ich zumindestens, wie er reagiert und ich einen neuen Angriff starten kann, " überlegte sie völlig in Gedanken versunken. deswegen bemerkte sie gar nicht, wie auf einmal Rein hinter ihrem Rücken stand. Erst als er hinter ihr ihre Finger sanft enger um den Griff schloss erwachte sie wieder aus ihren Gedankengängen und unterdrückte ein leichtes Zusammenzucken. Sein Atem kitzelte leicht in ihrem Nacken. Sora war erstaunt, dass er auf einmal so nah hinter ihr stand, und wusste nicht, ob sie es als unangenehm entfinden sollte oder nicht, doch sie entspannte sich und nahm die Position ein, die er ihr zeigte.
Plötzlich ließ er von ihr ab und stand wieder grinsend vor ihr. "Also los", sagte sie, ging ihre ersten Schläge noch einmal durch und stellte sich in ihre Position.
Diesmal stand Rein ein Stückchen weiter von ihr entfernt, sodass sie erst einen Ausfallschritt nach vorne machen musste um erneut auf den Arm zu zielen. Sie hoffte, dass er nicht erwarten würde, sein Arm wäre erneut das Ziel. "Damit hätte ich den Überrschungseffekt auf meiner Seite".
Also griff sie an, Kenjiro reagierte zwar wie beim ersten mal, Sora zog ihr Schwert jedoch rechtzeitig zurück, wich einem Schlag auf ihre Seite instinktiv mit einem schnellen Schritt aus und versuchte ihn wie vorher genau überlegt, an der linken Hüfte zu treffen. Diesmal hatte sie beide Hände an um ihren Schwertgriff gelegt, um mehr Kraft zu haben. auch war sie darauf vorbereitet dass Kenjiro den Schlag abwehren würde.

Irgendwann später:

Sora hatte grade einen freien Tag und langweilte sich zu Tode. Es war ein warmer Tag, die Sonne schien und Sora streifte durch die Gegend und überlegte was sie grade tun sollte. Vielleich hatte Kenjiro ja Zeit und Lust was mit ihr zu unternehmen? Mittlerweile waren sie gute Freunde geworden und sie trainierten regelmäßig zusammen.
Vielleicht war er ja zu Hause, und da sie grade in der Nähe war, beschloss sie es einfach mal zu versuchen. Sie schaute kurz auf ihre Taschenuhr, eine ihrer Angewohnheiten und lief durch die Straßen von Rukungai. Sie war schon fast da, als vor ihr auf einmal zwei Kerle auf der Straße auftauchten, die so gar nicht hier in die Gegend von Rukongai passten. Sora kam immer näher. Langsam bauten sich die beiden Kerle vor ihr auf. "Verdammt, darauf hab ich jetzt überhaupt keine Lust, " dachte Sora sich. " Was wollen die denn jetzt von mir?" Sie war zwar nicht unfähig sich zu wehren, aber sie hatte auch nicht die größte Lust die beiden auf den Boden zu befördern und mit ihnen zu kämpfen.
Zum Glück trug sie immerhin ihr Schwert bei sich. Ihre rechte Hand wanderte langsam und unauffällig zum Griff. "Wieso musste ausgerechnet ihr immer so etwas passieren"?