Tiefes Wasser

Etwa ein Dutzend Meter vom Strand entfernt endet ungefähr das Gebiet, in dem man stehen kann, und die tiefe offene See beginnt. An einigen Stellen ragen spitze Felsen und kleine Felsinseln aus dem Wasser, doch allgemein ist das Wasser sehr offen und lädt mit seinen teils turmhohen Wellen zum Surfen ein. Auch zum Tauchen lädt das Meer mit teilweise mehreren hundert Metern tiefen Stellen ein. Vor dem Strand befindet sich zudem ein kleines Korallenriff, in dem es vor Fischen und anderen Meerestieren nur so wimmelt – wer Glück hat sieht vielleicht sogar eine Schildkröte oder einen Hai.

cf: Strand 3

Shizuka bekam tatsächlich eine Antwort auf die Frage zu seinem Tattoo. Und wie sie erwartet hatte, war es sein Familienwappen. "Hach, bin ich nicht gut?", murmelte sie eher zu sich selbst und lachte siegessicher auf. Ihren kleinen "Wettbewerb" nahm Karasu sofort an und noch ehe sie sich versah, stand er bereits mit einem Sunpo im Wasser. "Hey, so haben wir nicht gewettet!", rief sie empört und brachte sich ebenfalls mit einem Shunpo ins angenehme Nass. Karasu war derweil schon so weit im Wasser, dass er bereits schwamm und Shizuka stürzte sich kopfüber in die Fluten. Natürlich war sie langsamer als sie, wenn es um Shunpo ging. Die Schwarzhaarige war eher auf ihre Körperkraft spezialisiert.

Als sie wieder auftauchte, hatte Karasu angehalten und sich zu ihr umgedreht, um ihr mitzuteilen, dass sie sich keine Sorgen machen brauchte, da für Gewöhnlich ja die Frauen nass wurden, was sie unpraktischer Weise zum Lachen brachte. Im Wasser zu lachen war schwierig und sie konnte sich nur mit Mühe und Not über Wasser halten. Hier wurde es wirklich immer tiefer. Dafür aber auch fischiger. Vermutlich würden sie, wenn sie jetzt bereits untertauchten, jede Menge Fische sehen. Die richtig bunten Tiere lebten aber sicher noch weiter draußen. Ob sie so weit raus schwimmen wollten?

Für Shizuka sollte es kein Problem darstellen, sie war ziemlich ausdauernd und Karasu auch. Also eigentlich war es durchaus möglich. "Nagut, wenn sie unfair spielen wollen ... dann schlagen sie was Neues vor! Dann werde ich sie nämlich besiegen! Und der Verlierer gibt dem Gewinner einen aus, was sagen sie dazu?" Dabei bedachte sie aber nicht, dass sie eigentlich kaum Geld dabei hatte, weil das Meiste für das Strandzubehör drauf gegangen war, doch für ein bis zwei Drinks würde es sicher noch reichen.

Karasu zuckte mit den Schultern. "Unfair? Finde ich persönlich eher weniger. Mich dünkt, dass es dir einfach missfällt gegen mich zu verlieren.", erwiderte er frech.
Das Wasser wurde tiefer, aber den Kopf über dem Wasser zu halten fiel nicht schwer. Jeder Shingami sollte schwimmen können; man konnte ja nie wissen.
Bevor er noch etwas sagte, tauchte Karasu unter. Für einen Moment weigerten sich seine Augen sich zu öffnen, doch dann - nachdem er sich regelrecht dazu gezwungen hatte - erblickte er die Schönheit der Meereswelt. Verschiedene Tiere, vor allem natürlich Fische, tummelten sich hier, manche schienen verdutzt in seine Richtung zu blicken.
Auch die Pflanzenwelt war nicht zu unterschlagen: Viele Korallen, aber auch andere Pflanzen, die er persönlich nicht identifizieren konnte. Karasu war klug, aber man konnte nicht alles wissen. Ein Biologe zu sein war nicht wirklich ein Anreiz für ihn.
Dann, als die Luft knapper wurde, tauchte er wieder hoch zu Shizuka.
"Bist du eher auf das kostenlose Getränk aus oder auf den Sieg gegen mich? Ist ersteres der Fall, fiele das auch weitaus leichter ohne einen Wettbewerb, indem du ohnehin gedemütigt wirst.
Ansonsten lasse ich dir gerne den Vortritt zu entscheiden, in welcher Disziplin du scheitern sollst.", antwortete er schließlich viel später, als Shizuka vielleicht zu hoffen gewagt hatte.

Natürlich war Karasu nicht der Meinung, unfair gespielt zu haben. Die Schwarzhaarige schüttelte de Kopf, sodass ihr langes Haar sich aus dem Wasser hob und kühles Nass um sich spritzte. "Pff, ich und verlieren? Das war einmal, ich bitte sie." Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und musterte Karasu eingehend, bevor dieser plötzlich nach unten verschwand. Verwirrt sah sie ihm hinterher und zuckte dann mit den Schultern. Das Unterwasserleben war also spannender als sie? Sie wusste nicht, ob sie darüber jetzt lachen oder weinen sollte. Stattdessen tauchte sie einfach ebenfalls ab und beobachtete ihren Taichou dabei, wie er sich unter Wasser umsah. Wie sie erwartet hatte war es tatsächlich voller bunter Fische da unten. Wenn auch nicht so farbenfroh, wie sie es in den Flyern für diesen Strand gesehen hatte.

Schnell tauchte sie - beinahe zeitgleich mit Karasu - wieder auf und warf ihr Haar schwungvoll zurück. In eben diesem Moment kam eine Antwort auf ihre Aufforderung, er solle sich überlegen, was als nächste Disziplin kommen sollte. "Ohoo, soll das etwa eine Einladung sein, Taichou?", fragte sie grinsend und ließ ihre Hand so durch's Wasser fahren, dass eine Ladung direkt auf Karasu zuflog. "Aber bitte, als wenn ich das nötig hätte! Ich würde sie in allem schlagen, wenn ich mich richtig anstrenge!" Bei diesen Worten setzte sie einen Schmollmund auf. Eine Disziplin ... "Außerdem sollen sie etwas aussuchen, nicht ich! Und das Wort 'Scheitern' kenne ich gar nicht, das wissen sie doch." Sie zwinkerte ihm erneut zu und legte sich dann auf den Rücken, um sich ein wenig treiben zu lassen.

Frei nach Baywatch warf Shizuka ihre Haare zurück, als sie auftauchte und seine Antwort empfing. Offensichtlich hatte auch sie einen kurzen Tauchgang unternommen.
Karasu zog eine Augenbraue hoch, äußerst zweifelnd.
Ihre Ladung Wasser, die auf einen weiteren Seitenhieb folgte, landete demzufolge mitten im Gesicht und der Taichou war froh rechtzeitig die Augen geschlossen zu haben.
"Eeey!", entfuhr es ihm unreflektiert.
Zweifelsohne hat sie keine Chance gegen mich, dachte Karasu selbstbewusst und vollführte eine abwinkende Handbewegung. "Ich bin dein Taichou. Bilde dir nicht zuviel ein. Ich bin dir über. Sonst wären unsere Positionen vertauscht.", meinte er dann nur grinsend.
Ansonsten beschloss er nicht weiter darauf einzugehen, dass Karasu eine Disziplin aussuchen sollte. Ganz der Gentleman, der er war, hatte er ihr so die Möglichkeit gegeben mit etwas Klugheit so zu wählen, dass seine Niederlage sicher war. Fakt ist ja immerhin, dass es Dinge gibt, die zweifelsfrei von Männern nicht durchführbar sind, und dafür nur von Frauen. Oder von Frauen einfach besser.
Auf Anhieb fiel ihm nichts ein, aber damit war die Diskussion in seinem Kopf auch erledigt. Und in seinem Hinterkopf war er gespannt, ob Shizuka sie wieder aufgriff.

Die Ladung Wasser, die Shizuka direkt in Richtung des Gesichts ihres Taichous geschoben hatte, landete auch eben da und die Schwarzhaarige grinste wie ein Honigkuchenpferd, als Karasu sofort protestierte. Er hatte die Augen gerade so noch geschlossen, um kein Salzwasser hinein zu kriegen, obwohl er ja nun auch unter Wasser die Augen schon geöffnet hatte. Aber mit diesen Gedanken wollte sie sich nicht weiter befassen, sondern räusperte sich kurz. "Das macht keinen Spaß, wenn sie nicht aktiv mitüberlegen", grummelte sie und hätte jetzt wohl die Arme vor der Brust verschränkt, wäre sie nicht gerade auf dem Rücken im Wasser umher getrieben. Es gab da sicher das Ein oder Andere, was sie besser konnte, als er, aber das war doch kein Anreiz. Sie wollte sich in etwas beweisen, was auch er gut konnte, wenn es nun nicht gerade ein Wettrennen war, denn darin verlor sie fast immer.

Jaja, der gute Karasu war ganz in seinem Element als er sagte, er sei ihr übergestellt und somit ihr über. Sie verdrehte die Augen, auch wenn er das nicht sehen konnte, da sie nach oben starrte. Scheinbar hatte er auch schlichtweg keine Lust darauf, irgendetwas auszusuchen. Sie aber, wenn sie ehrlich war, auch nicht. Ihr war die Lust an Wettkämpfen vergangen. Und es kam selten vor, dass ihr die Lust auf etwas so schnell verging. So trieb sie dahin, direkt auf Karasu zu und änderte ihre Position erst, als sie ihn beinahe berührte. Nun schwamm sie wieder aufrecht im Wasser und musterte ihn mit zur Seite gelegtem Kopf. "Gut, dann schwimmen wir einfach nur weiter raus. Da sollen die Fische bunter sein!" Bei diesen Worten glänzten ihre Augen so hell, wie die eines Kindes, das ein lang ersehntes Weihnachtsgeschenk in den Händen hielt.

Noch ein bisschen grummelte Shizuka darüber, dass Karasu keinen konkreten Vorschlag machte für einen Wettbewerb. Karasu ließ es über sich ergehen, ohne sonderlich davon tangiert zu werden. Frauen waren eben ein wechselhaftes Gemüt. Ganz im Gegensatz zu seiner inneren Standhaftigkeit.
Nur wenig später - Karasu hielt sich durch sanfte Bewegungen oberhalb der Wasserdecke - trieb Shizuka auf ihn zu. Je näher sie kam, desto nervöser wurde er dann doch.
Kehr. Um. Kehr. Um., dachte er vehement, bis seiner geistigen Forderungen offenbar nachgegeben wurde, denn kurz bevor Shizuka ihn berührte, richtete diese sich auf und trieb nun aufrecht im Wasser.
Äußerlich sah man Karasu nichts an, innerlich atmete der Taichou auf. Mit Annäherungen an Frauen war er sonderlich ungeschickt und unerfahren. Ein Phänomen, das er sich selbst nicht erklären konnte, und gegenüber manchen Frauen waren stets Emotionen im Spiel, die er nicht einordnen konnte.
"Gut, dann schwimmen wir einfach nur weiter raus. Da sollen die Fische bunter sein!", schlug Shizuka dann mit leuchtenden Augen vor, und Karasu nickte.
Er neigte den Körper in eine vernünftige Schwimmposition und tauchte mit kräftigen Armzügen unter. Auch wenn das Wasser nicht allzu angenehm in den Augen war, war es doch unabdinglich sie zu öffnen, um die Unterwasserwelt zu bestaunen. Karasu drehte sich nicht um, um zu überprüfen, ob Shizuka ihm folgte. Sie würde schon hinterher kommen. Ganz bewusst war der Taichou zuerst untergetaucht. Hinter einer Frau zu schwimmen war immer etwas, was nicht ganz einfach war. Oft ließ die Konzentration nach. Und dann geschahen Dinge, über die man später nicht sprach.
Sei's drum, Karasu hatte immerhin an alles gedacht. Oder.. ?