Turm von Las Noches

Nach und nach flog Vinci auf einen der fünf großen Türme zu, welche innerhalb von Las Noches standen. Je näher er ihm kam desto tiefer flog er, bis er schließlich am Fuß des Turmes im Sand landete. Voller Entzücken starrte der Espada sein Werk hinauf.
Der gewaltige Turm ragte hoch in den Himmel von Las Noches, berührte fast die gewaltige Decke. Die Spitze des Turmes bestand aus einer spitzen Kegelstruktur, um der über vier blaue Pfeiler ein lavendelfarbiger Steinring befestigt war. Die weiße Spitze ging geschmeidig über in einen grauen Ring, quasi der „Hals“ des Turmes, unter welchem sich die eigentliche Turmkonstruktion befand: Vom Aussehen ein wenig wie eine antike Vase, von unten nach oben zunächst immer breiter werdend, bevor sie kurz vor der Spitze wieder etwas dünner wurde und so obenrum eine stark ausgeprägte Ausbuchtung besaß. Unter dieser Ausbuchtung befanden sich gleichmäßig verteilt acht bogenförmige Einbuchtungen, welche hinunter bis zum Sockel reichten. Auf einer Seite der untersten Stufe des Turmes befand sich ein großes Tor, um welches sieben runde Steinplatten angebracht waren.
Vinci konnte sich nicht an dem Anblick seiner geistigen Schöpfung sattsehen – geistige Schöpfung, weil er ihr Design zwar entworfen hatte, aber keinen einzigen Finger bei ihrem Bau gekrümmt hatte.

Es dauerte lange, bis sich der Espada an dem Anblick seiner Kreation satt gesehen hatte. Zu erhaben, zu vollkommen war der Blick auf dieses Meisterwerk architektonischer Baukunst. Die schwungvollen Kurven der oberen Wölbungen, der dezente Glanz der Fassade im falschen Sonnenlicht, die schlichte Eleganz des oberen Ringes – ja, dachte Vinci voller Entzücken, während sich Tränen der Freude in seinen kristallblauen Augen bildeten: Auch wenn er das einzig vollkommene Geschöpf im Universum war, so war dieser Turm doch die Entsprechung seiner alles überragenden Schönheit in Bezug auf Gebäude und die ästhetisch vollkommenste Konstruktion, welche existierte.
Als sich seine vor Freude strahlenden Augen schließlich dann von der Fassade des Turmes abwandten überlegte der Espada, was er denn nun tun könnte. Ein kleiner Spaziergang durch den Palast vielleicht? Kurz überlegte er, ob er irgendwelche anderen Pläne für den Tag gemacht hatte.
Sein Make-up aufbessern? War perfekt.
Eindringlinge bekämpfen? Schon seit langem keine mehr gesehen.
Seien Untergebenen quälen? Hatte er erst für später vorgesehen.
So wie es schien war der Tres Espada zurzeit beschäftigungslos. Also, dachte er sich, wieso nicht ein wenig durch das Innere der Kuppel von Las Noches schlendern und den künstlichen Sonnenschein genießen?
So wandte Vinci dem Turm seinen Rücken zu und machte sich auf einen nicht zielorientierten Spaziergang durch die Sandwüste zu unternehmen.

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